Die Bundesregierung hat sich zum Ziel gesetzt, die Eigentumsbildung zu fördern, was angesichts einer Wohneigentumsquote in Deutschland von lediglich 45 Prozent schon seit Längerem gefordert wird. Zentrale Maßnahme zu diesem Zweck ist bislang das von der Großen Koalition beschlossene Baukindergeld. Seit September 2018 können Familien die Förderung beantragen, die jährlich 1.200 Euro je Kind über zehn Jahre beträgt. Wie aktuelle Zahlen zeigen, wird das Baukindergeld vor allem in ländlichen Regionen, kaum dagegen in den Ballungszentren genutzt (Quelle: rp-online.de).
So lag die Zahl der Anträge in Hamburg und Berlin bis Ende November 2018 deutlich unter dem Durchschnitt. Auf die Bundeshauptstadt etwa entfielen nur 619 Förderanträge – drei weniger als auf das Saarland, wo zwei Drittel weniger Menschen leben. Überdurchschnittlich oft beantragten Familien oder Alleinerziehende das Baukindergeld hingegen in den bevölkerungsreichen Flächenländern Nordrhein-Westfalen, Baden-Württemberg und Niedersachsen.
In den Metropolen, wo die Wohneigentumsquote besonders niedrig ist, kann das Baukindergeld bisher also kaum dazu beitragen, die Eigentumsbildung anzukurbeln. Kritiker, etwa Daniel Föst, bau- und wohnungspolitischer Sprecher der FDP-Fraktion, kritisieren das Baukindergeld daher, weil es zu Mitnahmeeffekten führe – es wird demnach vor allem von denen genutzt, die sich Eigentum auch ohne die Fördermaßnahme leisten können. Eine substanzielle Erhöhung der Wohneigentumsquote, die Studien zufolge beispielsweise durch eine Reform der Grunderwerbsteuer herbeigeführt werden könnte (Quelle: www.iwkoeln.de), ist durch das Baukindergeld daher nicht zu erwarten.
Gleichzeitig ist die Förderung noch begehrter, als die Bundesregierung prognostiziert hat. Bis Ende 2018 zählte die zuständige KfW fast 48.000 Anträge (Quelle: www.tagesschau.de). Damit könnten die Haushaltsmittel, die auf drei Milliarden Euro jährlich begrenzt bleiben sollen, bereits vor dem Ende des Antragszeitraums aufgebraucht sein.
Doch während das Baukindergeld offenbar kaum wirkt, um die Wohneigentumsquote zu erhöhen, kann es wohl auch den Wohnungsbau in Deutschland nicht positiv beeinflussen – möglicherweise sogar im Gegenteil. Es fehle nicht an Geld, sondern an Bauland und Kapazitäten bei Bauwirtschaft und Genehmigungsbehörden, erklärt etwa der FDP-Baupolitiker Föst (Quelle: www.welt.de).
Gestützt wird diese Einschätzung durch eine Prognose des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW), das einen weiteren Anstieg der Baukosten erwartet. So sei mit Preissteigerungen von 4,5 Prozent im laufenden und 3,5 Prozent im kommenden Jahr zu rechnen. Die Ursache liege in der hohen Nachfrage sowie einem nur verhaltenen Kapazitätsaufbau im Baugewerbe. Zeitliche befristete Förderungen wie Baukindergeld und Sonderabschreibung bildeten dabei keine Grundlage für eine nachhaltige Ausweitung der Kapazitäten. Es bleibe deshalb bei einem Mangel an Handwerkern, während gleichzeitig die Preise stiegen. Aus Sicht des DIW wäre es auf dem Wohnungsmarkt daher deutlich wirksamer, „gezielte Anreize zur Innenentwicklung und Nachverdichtung“ zu setzen (Quelle: www.diw.de).