Obwohl der Wohnungsbedarf in Deutschland enorm ist und die Bundesregierung eine „Wohnraumoffensive“ angekündigt hat, kommt der Neubau nur sehr langsam voran. Von der Zielmarke von 375.000 neuen Wohnungen pro Jahr ist Deutschland noch ein ganzes Stück entfernt – lediglich 285.000 Wohnungen wurden 2017 fertiggestellt (Quelle: destatis.de). Ein Grund dafür ist, dass der Wohnungsbau immer langwieriger wird. Wie der GdW Bundesverband deutscher Wohnungs- und Immobilienunternehmen kürzlich mitteilte, dauert der Neubau eines Mehrfamilienhauses mit günstigen Mietwohnungen von der Planung bis zur Fertigstellung durchschnittlich fünf Jahre. 2015 lag die Bruttobauzeit dem GdW zufolge noch bei 29 Monaten. Innerhalb von drei Jahren hat sich die durchschnittliche Bauzeit im Mietwohnungsbau also mehr als verdoppelt (Quelle: welt.de).
Die Gründe dafür sieht der GdW insbesondere in der Politik. Die Normen und Standards im Wohnungsbau werden demnach immer höher und zahlreicher, was den Bau schwieriger, teurer und eben auch langwieriger macht. Hinzu kommt die Personalnot in den Bauämtern, die den Genehmigungsprozess bremst. Darüber hinaus führt der Nimby-Trend („Not in my backyard“) dazu, dass Anwohner Bauprojekte immer häufiger verhindern wollen, was ebenfalls in Verzögerungen und Mehrkosten resultiert. Nicht zuletzt herrscht in der Baubranche ein starker Kapazitätsengpass, weswegen mit vielen geplanten Wohnbauprojekten nicht begonnen werden kann.
Der GdW setzt daher auf praktikablere Bauvorschriften und auf die Vereinfachung der seriellen und standardisierten Bauweise. Diese müsse gefördert werden, zudem sei eine bundesweit gültige Zulassung nötig. Von dem seriellen Bau verspricht sich der Verband kürzere Bauzeiten und geringere Kosten. Der GdW kritisiert darüber hinaus die Höchstpreisvergabe kommunaler Grundstücke und fordert, dass die Hemmnisse für Nachverdichtungen insbesondere in städtischen Gebieten beseitigt werden müssten (Quelle: gdw.de). Dies wäre tatsächlich dringend nötig, denn die Zahl der durch Baumaßnahmen an bestehenden Gebäuden genehmigten Wohnungen ging 2017 gegenüber dem Vorjahr um knapp 20 Prozent zurück (Quelle: destatis.de).
Dass zur Erreichung der Bauziele erhöhter Reformbedarf in der Wohnungspolitik besteht, zeigt sich auch daran, dass sich das Investitionsklima im Neubau im vergangenen Jahr verschlechtert hat. Die GdW-Unternehmen wollten ihre Neubauinvestitionen 2017 eigentlich um 23,4 Prozent hochschrauben, doch in der Realität betrug der Anstieg lediglich 11,9 Prozent. Dies stellt darüber hinaus einen deutlichen Rückgang gegenüber dem Vorjahr dar, als sich die Investitionen noch um mehr als 35 Prozent erhöhten. Die deutlich schwächer werdende Dynamik bei den Neubauinvestitionen bezeichnet der GdW als „Alarmzeichen“.