Für Wohnungssuchende ist die Geschosszahl eine der wichtigsten Angaben zu einer Immobilie. Vor allem in der Stadt haben Interessenten oft eine recht genaue Vorstellung davon, in welchem Stockwerk ihre zukünftige Wohnung liegen soll - erst recht, wenn sie diese selbst bewohnen wollen.
Es kann sich aber lohnen, die eigenen Idealvorstellungen zu hinterfragen und sich noch einmal genauer mit den Vor- und Nachteilen der verschiedenen Stockwerke auseinanderzusetzen. In diesem Blogbeitrag geben wir Ihnen einen Überblick über die Vorteile der verschiedenen Stockwerke.
„Je höher, desto besser“ - mit dieser Einstellung könnte man an die Wohnungssuche herangehen. Vor allem in Städten sind Wohnungen in den oberen Stockwerken oft heller als in den unteren. Um zu beurteilen, ob dies im Einzelfall tatsächlich zutrifft, sollte man sich die Lichtverhältnisse jedoch immer vor Ort ansehen - am besten zu verschiedenen Tageszeiten. Dabei ist zu berücksichtigen, dass auch die Nord-Süd-Ausrichtung der Wohnung den Lichteinfall beeinflusst. Ist zum Beispiel der Balkon nach Süden ausgerichtet, bietet er ideale Voraussetzungen für möglichst viel Sonne - für ein Schlafzimmer ist das hingegen nicht so entscheidend. Für sehr geräuschempfindliche Menschen kann eine Dachgeschosswohnung ein wahrer Segen sein, da zumindest über ihnen keine Nachbarn zu hören sind.
Dachschrägen hingegen werden meist als Nachteil angesehen, da sich Möbel wie Schränke nur schwer unter ihnen unterbringen lassen. Sie haben aber auch einen Vorteil, den viele nicht kennen: In einer Dachgeschosswohnung steht oft mehr Wohnfläche zur Verfügung, als im Miet- oder Kaufvertrag angegeben ist. Denn nach der Wohnflächenverordnung zählen nur Räume mit einer Höhe von mehr als zwei Metern voll zur Wohnfläche. Flächen zwischen einem und zwei Metern Höhe zählen dagegen nur zur Hälfte.
Wer mit einer Wohnung ganz oben liebäugelt, sollte allerdings bedenken, dass der Weg dorthin meist mit langem Treppensteigen verbunden ist. Vor allem in Altbauten gibt es meist keinen Aufzug, und auch in Neubauten ist der Einbau erst ab fünf Stockwerken vorgeschrieben. Für junge Menschen ist das Treppensteigen bis zum vierten Stock meist kein Problem. Das kann sich aber im Laufe des Lebens schnell ändern: Mit kleinen Kindern kann es durchaus zur Belastungsprobe werden - auch wenn der Kinderwagen im Erdgeschoss stehen bleiben kann. Und auch für Hundebesitzer wird das Treppensteigen schnell zum Problem: Vor allem bei jungen und älteren Hunden kann sich das häufige Treppensteigen negativ auf die Gesundheit auswirken, und eine Wohnung weit oben im Haus macht den täglichen Spaziergang mit dem Hund nicht unbedingt einfacher. Und auch für ältere Bewohnerinnen und Bewohner kann eine Wohnung im oberen Stockwerk zu einer Herausforderung werden - nicht nur wegen der eigenen Belastbarkeit, sondern auch, wenn es darum geht, Einkäufe nach oben zu tragen.
Die Aussage „je höher, desto heller“ trifft nicht immer zu. Wie hell eine Wohnung tagsüber ist, hängt nicht nur vom Stockwerk ab, sondern auch von der Architektur - zum Beispiel der Höhe und Anzahl der Fenster -, der Ausrichtung des Hauses nach den Himmelsrichtungen und der Bebauung der Umgebung. Wer also Wert auf viel Licht in seiner Wohnung legt, muss nicht unbedingt eine Wohnung im vierten oder fünften Stock wählen. Auch Wohnungen im zweiten oder dritten Stock können sehr hell sein und sind im Zweifelsfall etwas einfacher und schneller zu erreichen. Ein Vorteil: Wer sich bei der Wohnungssuche nicht auf ein bestimmtes Stockwerk festlegt, hat etwas mehr Auswahl. Und wer sich eine helle und warme Wohnung wünscht, kann dies durch die Gestaltung der Innenräume selbst beeinflussen. Hell gestrichene Wände und ein Bodenbelag aus einem warm wirkenden Material lassen Räume meist deutlich heller wirken als eine dunkle Gestaltung. Auch Möbel sollten so aufgestellt werden, dass sie den Lichteinfall nicht blockieren.
Wenn es nicht nur um die optische Wärme geht, haben Wohnungen in den Zwischengeschossen einen weiteren Vorteil: Gerade in Altbauten, die noch nicht optimal gedämmt sind, lassen sich die Wohnungen in den Zwischengeschossen durch die Wärme der darunter und darüber liegenden Wohnungen meist leichter beheizen. Beim Zusammenleben mit den Nachbarn ist allerdings Rücksichtnahme gefragt: Die Bewohner müssen mit Geräuschen aus den darüber liegenden Wohnungen rechnen und sollten laute Aktivitäten lieber nach draußen verlegen, um die Nachbarn unter ihnen nicht zu sehr zu stören.
Wohnungen im Erdgeschoss werden bei der Wohnungssuche wohl am häufigsten ausgeschlossen. Spricht man jedoch mit Menschen, die im Erdgeschoss wohnen, berichten diese oft von vielen Vorteilen. Zunächst muss man wissen, dass Erdgeschoss nicht gleich Erdgeschoss ist - es gibt auch viele Wohnungen im so genannten Hochparterre - diese liegen ein halbes Stockwerk über der Erdoberfläche und sind meist über wenige Stufen zu erreichen. Viele Wohnungssuchende fürchten sich vor Einbrüchen in Erdgeschosswohnungen, und tatsächlich sollten Bewohner von Erdgeschosswohnungen darauf achten, ihre Fenster bei Abwesenheit geschlossen zu halten.
Um einzuschätzen, wie hoch das Einbruchsrisiko ist, kann ein Blick in die Polizeistatistik helfen - innerhalb einer Stadt wird in der Regel nicht in jedem Stadtteil gleich häufig eingebrochen. Und was zunächst oft als potenzielle Gefahr gesehen wird - die leichte Erreichbarkeit - erweist sich im Alltag für viele Menschen auch als Vorteil, den sie nicht mehr missen möchten. Wer im Erdgeschoss wohnt, kann nicht nur bei Gefahr, z.B. im Brandfall, schneller die Wohnung verlassen, sondern ist auch im Alltag schneller draußen, um kurze Einkäufe zu erledigen, frische Luft zu schnappen, mit den Nachbarn zu plaudern oder mit dem Hund spazieren zu gehen.
Gerade für Menschen mit eingeschränkter Mobilität ist dies ein großer Vorteil. Wer eine Wohnung im Erdgeschoss sucht, kann auch Objekte mit eigenem Garten finden - selbst in der Stadt gibt es Erdgeschosswohnungen, die über einen eigenen kleinen Vorgarten verfügen. Ist das Haus zum Keller hin schlecht gedämmt, kann es sein, dass die Erdgeschosswohnung schwerer zu beheizen ist. Da immer mehr Immobilien – gemäß den ESG-Anforderungen – saniert werden, muss dies jedoch nicht immer der Fall sein. Und angesichts des Klimawandels sind Erdgeschoßbewohner oft froh, dass ihre Wohnung im Sommer leichter zu kühlen ist als Wohnungen in höheren Stockwerken.
Ob Erdgeschoss, Hochparterre, Zwischengeschoss oder Dachgeschoss: Jede Etage hat ihre Vor- und Nachteile. Welche das sind, lässt sich aber nicht pauschal sagen, sondern nur bei einer Besichtigung - auch der näheren Umgebung der Immobilie - herausfinden. Bei der Wohnungssuche kann es sich lohnen, zunächst für alle Etagen offen zu sein.