Direkt nachdem die neue Bundesregierung ihre Arbeit aufgenommen hat, wurde ihr bereits vor Augen geführt, welche eine der drängendsten Herausforderungen der neuen Legislaturperiode sein wird. Am 14. März ist Angela Merkel als Bundeskanzlerin vereidigt worden, und nur einen Tag darauf hat das Statistische Bundesamt die Zahl der Baugenehmigungen für das Jahr 2017 veröffentlicht (Quelle: destatis.de). Demnach wurden in der Bundesrepublik 7,3 Prozent beziehungsweise 27.260 weniger neue Wohnungen genehmigt als im Jahr zuvor. Angesichts des bereits bestehenden Wohnraummangels ist das ein Alarmsignal. In sämtlichen Gebäudekategorien wurden 2017 weniger neue Wohnungen genehmigt als im Vorjahr. Das betrifft Ein- und Zweifamilienhäuser genauso wie Mehrfamilienhäuser und Wohnheime. Insbesondere im Bereich der Nachverdichtung zeigt sich eine deutlich sinkende Aktivität. So wurden durch Baumaßnahmen an bestehenden Gebäuden nur 42.137 neue Wohnungen genehmigt – das bedeutet ein Minus von 19,5 Prozent. Alarmierend ist zudem, dass die Zahl der insgesamt genehmigten Wohnungen (348.128) nicht einmal den von der Bundesregierung als notwendig erachteten jährlichen Wert von 350.000 Wohnungen erreicht. Weil die Zahl der tatsächlich fertiggestellten Wohnungen stets hinter den Genehmigungen zurückbleibt, ergibt sich sogar eine noch größere Lücke. Der Großen Koalition sollte deshalb gleich an ihrem ersten Arbeitstag klar geworden sein, dass sie mit ihrer Regierungsarbeit von Anfang an einen Fokus auf den Wohnungsbau richten muss. In ihrem Koalitionsvertrag haben Union und SPD festgeschrieben, bis Ende 2021 für den Bau von 1,5 Millionen neuen Wohnungen sorgen und deshalb eine Wohnraumoffensive starten zu wollen. In seiner ersten Regierungserklärung hat der neue Bundesinnenminister Horst Seehofer, der auch für das Ressort Bauen zuständig ist, zudem angekündigt, einen seiner Schwerpunkte auf den Wohnungsbau legen zu wollen (Quelle: spiegel.de).
In Berlin, einem der angespanntesten Wohnungsmärkte Deutschlands, geht die Zahl der genehmigten Wohnungen ebenfalls zurück. 24.743 Wohnungen wurden 2017 genehmigt – das bedeutet ein Minus von 1,2 Prozent gegenüber dem Vorjahr (Quelle: statistik-berlin-brandenburg.de). In Berlin ist insbesondere der starke Rückgang der Nachverdichtungsaktivität für die sinkenden Zahlen verantwortlich. 19,4 Prozent weniger Wohnungen durch Baumaßnahmen an bestehenden Gebäuden wurden 2017 bewilligt. Dabei wäre gerade in Metropolen wie Berlin eine Steigerung der Nachverdichtung nötig, um dem Wohnraummangel Herr zu werden. Durch strengere Verordnungen hat der Senat Nachverdichtungsmaßnahmen jedoch teilweise erschwert (Quelle: www.accentro.de). Nicht zuletzt deshalb ist in der rot-rot-grünen Berliner Landesregierung ein Richtungsstreit zur Wohnungspolitik entbrannt. Der Regierende Bürgermeister Michael Müller (SPD) zeigt sich unzufrieden mit der Arbeit der Stadtentwicklungssenatorin Katrin Lompscher (Linke) und will stärker auf die Wohnungswirtschaft zugehen, als dies unter der Senatorin bislang Praxis war (Quelle: www.accentro.de).