1,5 Millionen neue Wohnungen sollen bis 2021 in Deutschland gebaut werden, so lautet das Ziel der gerade beschlossenen Großen Koalition (Quelle: tagesspiegel.de). Das sind 375.000 Wohnungen pro Jahr, die bislang allerdings nicht annähernd erreicht werden. In den ersten elf Monaten des vergangenen Jahres wurden lediglich 275.000 neue Wohnungen fertiggestellt (Quelle: welt.de). Hinzu kommt, dass die Baugenehmigungen 2017 im Vergleich zum Vorjahr zurückgegangen sind (Quelle: destatis.de), weshalb das Bauziel voraussichtlich auch in diesem und im kommenden Jahr verfehlt wird. Eine Studie des Pestel-Instituts und der Arbeitsgemeinschaft für zeitgemäßes Bauen im Auftrag des Verbändebündnisses Wohnungsbau, die zum Wohnungsbau-Tag in Berlin am 1. März vorgestellt wurde, schlägt deshalb Alarm und richtet sich mit Kritik und Forderungen an den Gesetzgeber (Quelle: impulse-fuer-den-wohnungsbau.de). Der Studie zufolge ist seit 2009 in Deutschland ein Defizit von rund einer Million Wohnungen entstanden. Die Studienautoren gehen deshalb davon aus, dass bis 2021 jährlich 400.000 neue Wohnungen benötigt werden – also sogar mehr, als sich die Große Koalition zum Ziel gesetzt hat. Den Grund dafür, dass sich der Wohnungsbau in den vergangenen gut zehn Jahren so stark von der demografischen Entwicklung entkoppelt hat, sieht die Studie insbesondere beim Gesetzgeber. Der Gesetzgeber ist demnach Hauptverantwortlicher für die steigenden Baukosten, die die Entwicklung von bezahlbarem Wohnraum deutlich erschweren. Die „verschärften energetischen Anforderungen und die grundsätzlich höheren Anforderungen im Wohnungsbau“ tragen der Studie zufolge vor allem dazu bei, dass Bauen teurer und unrentabler wird. Ein weiterer zentraler Kritikpunkt ist, dass zu wenig Land in Bauland umgewandelt werde, obwohl grundsätzlich ausreichend Land vorhanden sei. Die Studienautoren fordern deshalb eine „zumindest temporäre Aufgabe der restriktiven Baulandpolitik“, um die Baulandausweisung anzukurbeln und rasch zusätzlichen Wohnungsbau zu ermöglichen.
Ähnliches ist einem Positionspapier zu entnehmen, das ein breites Bündnis bestehend aus Verbänden der Bau- und Immobilienwirtschaft, dem Deutschen Mieterbund sowie der Industriegewerkschaft BAU im Januar veröffentlicht hat (Quelle: impulse-fuer-den-wohnungsbau.de). Gefordert wird unter anderem eine verstärkte Ausweisung von Bauland, eine Beschleunigung der Genehmigungsverfahren, bauordnungsrechtliche Vereinfachungen sowie steuerliche Förderungen. Einiges davon hat die Große Koalition in ihren Koalitionsvertrag aufgenommen. So sollen beispielsweise Kommunen bei der Ausweisung von Bauland unterstützt, das Bauordnungsrecht harmonisiert oder der Mietwohnungsneubau durch eine Sonderabschreibung gefördert werden. Zudem wollen Union und SPD Maßnahmen ergreifen, um die Baukosten zu senken. Ob diese „Wohnraumoffensive“, wie die Große Koalition ihr Maßnahmenpaket betitelt, ausreicht, um die erforderlichen 375.000 beziehungsweise 400.000 neuen Wohnungen pro Jahr tatsächlich zu ermöglichen, wird sich zeigen. Die aktuellen Baufertigstellungs- und Baugenehmigungszahlen machen jedenfalls deutlich, dass die Politik so schnell wie möglich handeln muss.