Während noch im März manche Prognosen aufgrund der Coronakrise von einem kräftigen Rückschlag für den Wohnungsmarkt ausgingen – das Institut Empirica zum Beispiel sprach von einem Einbruch von bis zu 25 Prozent –, wird inzwischen immer deutlicher, wie solide sich der Wohnungsmarkt in der Krise tatsächlich präsentiert. Auch die neuesten Zahlen des Immobilienforschungsunternehmens F+B zeigen, dass die Kaufpreisentwicklung bei Eigentumswohnungen in Deutschland weiterhin stabil und von einem Rückschlag nichts zu sehen ist.
Die Angebotspreise sind im Bundesdurchschnitt seit Beginn sogar leicht gestiegen. Lagen sie in der zehnten Kalenderwoche, also Anfang März, noch bei 3.718 Euro je Quadratmeter, betrug der Durchschnittspreis in der 21. Kalenderwoche, also Ende Mai, bereits 3.930 Euro. Das ist bundesweit ein Plus von 5,7 Prozent. In den Top-7-Städten blieben die Preise in diesem Zeitraum im Schnitt auf einem Niveau, doch gibt es einige regionale Unterschiede. Während die Preise in Frankfurt recht deutlich zurückgegangen sind, sind sie beispielsweise in Hamburg und Stuttgart kräftig gestiegen (Quelle: www.f-und-b.de).
Der Tageszeitung „Welt“ zufolge hat auch das Bewertungsunternehmen Sprengnetter eine stabile beziehungsweise sogar steigende Kaufpreisdynamik in Deutschland ausgemacht. Um rund fünf Prozent seien die Preise in den zehn größten Städten seit Januar gestiegen, bundesweit betrage das Plus sogar sieben Prozent (Quelle: www.welt.de).
Diese Preisstabilität zeigt, dass die Nachfrage nach Wohnimmobilien trotz Krise hoch ist. Das Angebot auf dem Wohnungsmarkt ist hingegen vorerst zurückgegangen – F+B zufolge hat das Angebotsvolumen an Eigentumswohnungen zwischen Anfang März und Ende Mai um rund 13 Prozent abgenommen. Auch der Rückgang des Angebots bei weiterhin hoher Nachfrage dürfte ein Grund dafür sein, dass die Preise vielerorts sogar steigen. Und wenn man die aktuellen Bauzahlen betrachtet, deutet sich an, dass auch langfristig eine Angebotsknappheit bestehen dürfte.
Der Wohnungsbau in Deutschland geht zwar voran, aber noch immer nicht schnell genug – 293.000 Wohnungen wurden 2019 in Deutschland gebaut, zwei Prozent mehr als im Vorjahr. Das ist zwar, wie das Statistische Bundesamt mitteilt, der höchste Wert seit dem Jahr 2001. Doch das Wohnungsbauziel von 1,5 Millionen Wohnungen bis 2021, das die Bundesregierung 2017 ausgerufen hat, bleibt damit in weiter Ferne. 375.000 neue Wohnungen pro Jahr wären dafür nötig, allerdings wurde im vergangenen Jahr erneut noch nicht einmal die Marke von 300.000 Fertigstellungen erreicht (Quelle: www.destatis.de).
Auch die Zahl der Baugenehmigungen kommt an die Zielmarke von 375.000 Wohnungen nicht heran (360.600 genehmigte Wohnungen 2019). Geht man davon aus, dass nicht jede genehmigte Wohnung auch tatsächlich gebaut wird, dürften die Fertigstellungszahlen noch eine Weile hinter den Zielen zurückbleiben.