Obwohl sich die Bauzinsen auf einem historisch niedrigen Niveau befinden, sinkt die Wohneigentumsquote in Deutschland. Wie eine Studie des Forschungsinstituts Empirica in Kooperation mit den Landesbausparkassen zeigt, wohnten 2018 circa 42 Prozent aller Haushalte in Deutschland im Eigenheim. Das sind etwa ein Prozent weniger als noch 2013. Immer noch ist der Kontrast von West- und Ostdeutschland deutlich zu erkennen, auch wenn im Osten bis 2013 ein Aufholprozess stattfand. Lag die Quote in den westdeutschen Bundesländern 2018 bei 44,9 Prozent, stagnierte der Aufwärtstrend in den ostdeutschen Bundesländern seitdem bei circa 36 Prozent. Bei den über 79-Jährigen ist die größte Kluft zwischen West und Ost zu verzeichnen. 2018 wohnten 54 Prozent der Haushalte dieser Altersstruktur im Westen und 24 Prozent im Osten in einem Eigenheim.
Grund für die Entwicklung der Eigentumsquote sind zunehmende gesellschaftliche und demografische Veränderungen. In Deutschland gibt es seit Jahrzehnten eine sinkende Geburtenrate. Familien gelten jedoch fortwährend als Stütze der Eigentumsbildung. Rund zwei Drittel der Familien mit Kindern, jedoch nur die Hälfte der gleichaltrigen Paare ohne Kinder wohnen im Eigenheim. Hinzu kommt die Landflucht der jungen Generation. Haushalte in westdeutschen Gemeinden leben zu mehr als 50 Prozent in selbst genutzten Wohnungen oder Häusern. Dahingegen wohnt nur jeder vierte Haushalt in Großstädten mit mehr als 500.000 Einwohnern im Eigenheim. (Quelle: www.lbs.de)
Deutschland weit hinten im europäischen Vergleich Rumänien ist mit seiner Wohneigentumsquote führend in Europa. 2019 wohnten fast 96 Prozent der dortigen Bevölkerung im Wohneigentum. Deutschland landet auf dem vorletzten Platz hinter Österreich (55,2 Prozent). Nur die Schweiz weist laut Statista-Angaben einen niedrigeren Wert auf. Im Vergleich ist die Quote in Osteuropa auffallend hoch. Die ersten neun Plätze werden von osteuropäischen Ländern belegt. (Quelle: de.statista.com) Auch in südeuropäischen Ländern wie Spanien und Portugal leben 76,2 beziehungsweise 73,9 Prozent der Einwohner im Eigenheim.
Einer der Hauptgründe besteht darin, dass Deutschland einen funktionierenden Vermietungsmarkt mit hochwertigem Angebot an Mietwohnungen aufweist. Das birgt jedoch Risiken: Denn während Deutschland nach wie vor als wirtschaftliches Zugpferd in Europa gilt, sind die durchschnittlichen Vermögenswerte der Haushalte in vielen anderen europäischen Ländern höher – aufgrund des dortigen Immobilieneigentums. Studien zufolge weisen europäische Länder mit einer niedrigen Wohneigentumsquote wie Deutschland eine große Nettovermögensungleichheit auf. Die Vermögensungleichheit zwischen Mietern und Eigentümern ist demnach in Ländern wie Spanien und Rumänien deutlich geringer. (Quelle: www.bundesbank.de) Dabei ist die Investition in ein Eigenheim auch hierzulande ein durchaus wichtiger Schritt für die Altersvorsorge. Als eine der häufigsten Ursachen für die steigende Altersarmut wurden vor allem hohe Wohnkosten ermittelt, die natürlich bei einer abbezahlten eigengenutzten Immobilie entfallen. Steigende Mieten und eine niedrige Wohneigentumsquote können somit durchaus zu Problemen führen.