Die Zahl der Wohnungsgenehmigungen ist im Jahr 2023 gegenüber dem Vorjahr zurückgegangen. Im Jahr 2022 wurde in Deutschland nach Angaben des Statistischen Bundesamts (Destatis) der Bau von 254.400 Wohnungen genehmigt und dieses Jahr werden es demnach voraussichtlich etwas mehr als 250.000 Wohnungen sein. Das Ziel der Bundesregierung, 400.000 neue Wohnungen pro Jahr zu bauen, wird auf jeden Fall erneut weit verfehlt.
Doch eine positive Nachricht gibt es: Destatis meldet erstmals einen abgeschwächten Rückgang der Baugenehmigungen in Relation zu 2022: Im Oktober 2023 wurde demnach in Deutschland der Bau von 22.500 Wohnungen genehmigt – das sind zwar 11,5 Prozent (2.900 Baugenehmigungen) weniger als im Oktober 2022, allerdings handele es sich um den schwächsten Rückgang gegenüber einem Vorjahresmonat in diesem Jahr. In den vorangegangenen Monaten seien im Vergleich zum Vorjahreszeitraum zwischen 26 und 30 Prozent weniger Baugenehmigungen erteilt worden.
Nach Angaben von Destatis sind es vor allem Genehmigungen für Mehrfamilienhäuser, die im Oktober 2023 für eine geringere Differenz zu den Genehmigungen des Vorjahreszeitraums sorgten. Der Bau von Zweifamilienhäusern sei für den Zeitraum Januar bis Oktober 2023 am stärksten vom Rückgang der Baugenehmigungen betroffen – die Anzahl der genehmigten Zweifamilienhäuser habe sich um 50,5 Prozent reduziert. Die Anzahl der genehmigten Einfamilienhäuser ist gemäß Destatis um 38,2 Prozent gesunken, für Mehrfamilienhäuser wurden 25,2 Prozent weniger Baugenehmigungen erteilt.
Es sind schwierige Zeiten für Wohnungssuchende: Eine Studie von CBRE und Empirica zeigt, dass es in den deutschen Großstädten immer weniger leerstehende Wohnungen gibt. Demnach gibt es sogar Gegenden, in denen die Leerstandsquote gegen null tendiert. Ein Vergleich zwischen der Zahl der marktaktiven Wohnungen – dabei handelt es sich um Wohnungen, die unmittelbar vermietbar oder mittelfristig aktivierbar sind – zeige, dass die Tendenz abnehmend ist. Gemäß Leerstandsindex von CBRE und Empirica gab es Ende 2022 554.000 marktaktive Wohnungen, was einem Leerstand von 2,5 Prozent entspricht – im Vorjahr seien es 607.000 Einheiten gewesen, womit dieses Jahr etwa 53.000 Einheiten weniger leer stehen.
Reiner Braun, Vorstand der Empirica AG, teilte gegenüber der Immobilien Zeitung mit, dass es sich um den größten Rückgang in der 22-jährigen Historie des Leerstandindex handele. Es sei das erste Mal, dass es im Vorjahresvergleich in keinem der 400 deutschen Kreise einen Anstieg zu vermelden gab.
Noch unterscheide sich gemäß Leerstandsindex die Anzahl marktaktiver Wohnungen in Ostdeutschland stark von jener in Westdeutschland. Im Osten (Berlin nicht mitgerechnet) liege der marktaktive Leerstand mit 5,8 Prozent immer noch deutlich höher als im Westen mit 1,9 Prozent. Ein deutlicher Unterschied sei auch bemerkbar zwischen der Leerstandsquote von Regionen, die wachsen, und solchen, die Einwohner verlieren. Während der Leerstand in Wachstumsregionen durchschnittlich 1,6 Prozent betrage, seien es in schrumpfenden Regionen immerhin durchschnittlich 8,3 Prozent.
In wirtschaftlich starken Großstädten ist der Wohnungsmarkt am meisten angespannt. Der Studie von CBRE und Empirica zufolgegibt es in München (0,1 Prozent), Frankfurt am Main, Münster und Freiburg (je 0,2 Prozent) sowie Erlangen (0,3 Prozent) aktuell die niedrigsten Leerstandsquoten. Im Westen Pirmasens (8,6 Prozent), Frankfurt/Oder (8,4 Prozent) und Dessau-Roßlau (8,3 Prozent) im Osten sei der Leerstand hingegen vergleichsweise hoch.
Mithilfe der Studienergebnisse ist es möglich, sich einen Überblick darüber zu erschaffen, wie sich der Leerstand in einzelnen Regionen oder Städten entwickelt – in Leipzig ist demnach die Leerstandsquote beispielsweise in den vergangenen fünf Jahren um 1,9 Prozentpunkte geschrumpft. Es ist anzunehmen, dass sich die Zuwanderung aus der Ukraine infolge des Krieges stark auf die Leerstandsquote ausgewirkt hat. Die Autoren der Studie gehen davon aus, dass sich die Zahl der marktaktiven Wohnungen in den nächsten zwei Jahren noch weiter reduzieren wird. Das dürfte auch daran liegen, dass die Zahl der Baugenehmigungen und der fertiggestellten Wohnungen weiter einbricht.
Wer in Wohnimmobilien investieren möchte, dem bietet der Immobilienmarkt aktuell gute Chancen. Aufgrund der gestiegenen Zinsen ist die Konkurrenz unter den Käufern und Käuferinnen nicht mehr so groß wie noch vor einigen Monaten – und gleichzeitig profitieren Immobilieneigentümer davon, dass die Mieten aufgrund des nach wie vor großen Nachfrageüberhangs weiterhin steigen.
Vor allem in den sieben größten Metropolen wirkt sich der Wohnraummangel auf die Mieten aus. Nach Berechnungen des Verbands deutscher Pfandbriefbanken (VDP) erhöhten sich die Neuvertragsmieten in Mehrfamilienhäusern in den Top-7-Städten um durchschnittlich 5,9 Prozent gegenüber dem Vorjahresquartal, die Renditen erhöhten sich im selben Zeitraum um 11,9 Prozent. Gemäß VDP wurden beide Entwicklungen stark von Berlin und München geprägt – diese Städte hatten unter den Metropolen jeweils die höchsten Wachstumsraten bei Neuvertragsmieten (8,7 und 5,2 Prozent) und bei Renditen (13,9 und 12,9 Prozent). Aufgrund der Angebotsknappheit sei auf dem Wohnimmobilienmarkt nicht mit allzu starken Preisrückgängen zu rechnen.