Die Europäische Zentralbank (EZB) hat am 12. Dezember 2024 den Leitzins um 25 Basispunkte auf drei Prozent gesenkt – ein Schritt, der von Experten erwartet wurde und den Immobilienkäufern in Europa neue Möglichkeiten eröffnet. Die Bauzinsen bewegen sich seit Monaten innerhalb einer Schwankungsbreite von weniger als 0,5 Prozentpunkten und sind derzeit so niedrig wie seit über zwei Jahren nicht mehr. Das schafft attraktive Konditionen für Immobilienfinanzierungen, die im besten Fall bei etwa 2,90 Prozent liegen. Experten gehen davon aus, dass die Bauzinsen über den Jahreswechsel stabil bleiben. Auch Anfang 2025 werden keine großen Veränderungen erwartet. Die Talsohle der Krisenjahre 2022 und 2023 sollte durchschritten sein und der Immobilienmarkt wieder an Dynamik gewinnen. Die Tatsache, dass die Kaufpreise vor allem in den Metropolen wieder anziehen, kann für Kaufinteressenten ein willkommener Anlass sein, schnell zu handeln. Zumal die weitere Zinsentwicklung von internationalen Faktoren bestimmt wird. Die Politik der neuen US-Regierung könnte sowohl die Inflation als auch die langfristigen Zinsen in Europa beeinflussen. Sollte der US-Präsident Strafzölle einführen, könnten diese den deutschen Immobilienmarkt belasten und die Finanzierungskosten erhöhen.
Die Winterbefragung 2024 des ZIA-IW-Immobilienstimmungsindex (ISI) signalisiert eine insgesamt verbesserte Stimmung in der Immobilienbranche, auch wenn Skepsis und Unsicherheiten weiterhin vorherrschen. Während sich die Geschäftslage von 2,0 auf 18,0 Punkte signifikant verbessert hat, trüben sich die Erwartungen leicht ein und liegen nun bei 14,9 Punkten. Das Immobilienklima, das beide Faktoren kombiniert, verzeichnet dennoch ein Plus von 6,0 Zählern und erreicht 16,4 Punkte. Dieser moderate Optimismus spiegelt vor allem die Hoffnung auf sinkende Finanzierungskosten und höhere Renditen wider, die der Branche dringend benötigte Impulse geben könnten. Insbesondere der Wohnungsbau erweist sich als stabilisierender Faktor. Die anhaltend hohe Nachfrage nach Wohnraum in Verbindung mit leicht rückläufigen Bauzinsen und staatlichen Fördermaßnahmen sorgen für einen kontinuierlichen Stimmungsaufschwung. Nach rückläufigen Kaufpreisen in den Jahren 2022 und 2023 zeigt sich der Markt nun stabil. Gleichzeitig treibt das knappe Angebot die Mieten nach oben, was Renditen und Investitionen stimuliert. Im Handelssegment zeichnet sich eine Phase der Erholung und Stabilisierung ab. Die positive Geschäftslage und die optimistischen Zukunftserwartungen werden auf eine steigende Verbrauchernachfrage und erfolgreiche Anpassungen an neue Konsumgewohnheiten zurückgeführt. Speziell die Integration von Online- und Offline-Handel zeigt positive Effekte und gibt der Branche neue Impulse. Die Situation bei Büroimmobilien bleibt hingegen ambivalent. Zwar führt der Trend zurück zum Arbeiten vor Ort zu einer stabilen Nachfrage, die konjunkturellen Unsicherheiten und gedämpften Erwartungen lassen jedoch eine schwächere Entwicklung in der Zukunft erwarten. Das Marktumfeld ist hier von mehreren gleichzeitig wirkenden Faktoren geprägt, die eine klare Ausrichtung der Branche erschweren. Auch bei den Projektentwicklern hat sich die Stimmung etwas aufgehellt, was vor allem auf die Aussicht auf sinkende Zinsen zurückzuführen ist. Allerdings sind die Belastungen durch hohe Material- und Finanzierungskosten nach wie vor erheblich, so dass viele Unternehmen mit knappen Margen und Finanzierungsschwierigkeiten zu kämpfen haben.
Ein zentrales Thema der Sonderumfrage war die anstehende Bundestagswahl im Februar 2025. Handlungsbedarf sieht die Branche vor allem bei der Digitalisierung der Verwaltung, der Reform der Baustandards zur Senkung der Baukosten und dem Abbau planungsrechtlicher Hemmnisse. Auch Maßnahmen wie die Nichtverlängerung der Mietpreisbremse und verlässlichere Förderprogramme für energetische Modernisierungen gehören zu den vorrangigen Forderungen. Trotz der verbesserten Stimmung befindet sich die Branche weiterhin in einer Übergangsphase, die von Hoffnung und Vorsicht geprägt ist. Die Weichen für eine nachhaltige Stabilität könnten durch politische Entscheidungen und ein günstigeres wirtschaftliches Umfeld gestellt werden.
Quelle: https://www.iwkoeln.de/studien/ralph-henger-michael-voigtlaender-titel-ueberschrift-gutachten.html
Am 19. Dezember 2024 diskutierte der Bundestag zwei zentrale Gesetzentwürfe zur Entlastung des angespannten Wohnungsmarkts. SPD und Bündnis 90/Die Grünen wollen mit einer Verlängerung der Mietpreisbremse bis 2029 den Anstieg der Mieten dämpfen. Der Gesetzentwurf sieht vor, dass Landesregierungen weiterhin Gebiete mit angespanntem Wohnungsmarkt per Verordnung ausweisen können. Zudem soll die Mietpreisbremse erstmals auch für Wohnungen gelten, die zwischen 2014 und 2019 gebaut wurden. Ziel ist es, Menschen mit geringem und mittlerem Einkommen vor Verdrängung aus ihren Vierteln zu schützen, insbesondere angesichts hoher Energiekosten und steigender Inflation.
Die FDP hingegen plädiert für ein „Bau-Turbo-Gesetz“, das durch befristete Sonderregelungen im Baugesetzbuch die Schaffung von Wohnraum beschleunigen soll. Im Einvernehmen mit den Kommunen soll von baurechtlichen Vorschriften abgewichen werden, um Neubauten, Modernisierungen und Umnutzungen zu erleichtern. Ziel ist es, langwierige Genehmigungsverfahren zu verkürzen und die Baukosten zu senken, um der steigenden Nachfrage nach Wohnraum in Ballungsgebieten gerecht zu werden. Beide Entwürfe wurden nach der Debatte in die zuständigen Ausschüsse überwiesen. Während die Mietpreisbremse im Rechtsausschuss weiter behandelt wird, übernimmt der Ausschuss für Wohnen, Stadtentwicklung, Bauwesen und Kommunen die Prüfung des „Bau-Turbo-Gesetzes“. Die Beratungen gelten als wegweisend für die künftige Entwicklung auf dem angespannten Wohnungsmarkt.
Quelle: https://www.bundestag.de/dokumente/textarchiv/2024/kw51-de-miete-1034412