Am 06. Juni beschloss der Rat der Europäischen Zentralbank (EZB) die erste Zinssenkung seit acht Jahren. Die drei Leitzinssätze der EZB wurden dabei um jeweils 25 Basispunkte herabgesetzt. Der Zinssatz für Hauptrefinanzierungsgeschäfte beträgt damit 4,25 Prozent, der Zinssatz für Spitzenrefinanzierungsgeschäfte 4,5 Prozent und die Einlagefazilität 3,75 Prozent. Grundlage für die Entscheidung war die Beurteilung der Inflationsaussichten und -dynamik, anhand derer man sich entschied, nach neun Monaten des Beobachtens die geldpolitische Straffung zu lockern. Seit September habe die Inflation um mehr als 2,5 Prozentpunkte nachgegeben und auch die Aussichten seien positiv zu bewerten. Trotz angehobener Inflationserwartungen rechnen die konsultierten Experten mit einer Gesamtinflation von 2,5 Prozent für das laufende Jahr. Für 2025 sei mit einer Inflation von 2,2 Prozent zu rechnen, 2026 solle die Inflation mit erwarteten 1,9 Prozent unter das mittelfristige Inflationsziel von 2,0 Prozent sinken. Auch rechnen die Experten mit einer langsamen Steigerung des Wirtschaftswachstums in der Eurozone: 2024 solle das Wirtschaftswachstum 0,9 Prozent, 2025 1,4 Prozent und 2025 1,6 Prozent betragen.
Trotz der besseren Aussichten betont der EZB-Rat, die Leitzinsen so lange restriktiv zu halten, bis das Zwei-Prozent-Ziel erreicht sei. Da der binnenwirtschaftliche Preisdruck angesichts starken Lohnwachstums nach wie vor hoch sei, müsse mit einer bis weit über das nächste Jahr über dem Ziel liegenden Inflation zu rechnen sein.
Die Ergebnisse der Umfrage des ESG-Datenanbieters Deepki unter mehr als 250 europäischen Asset-Managern von Immobilien mit einem verwalteten Vermögen von etwa 226 Milliarden Euro, die am 19. Juni, veröffentlicht wurden, zeigen, dass erhebliche Teile von Immobilienportfolios ESG-Risiken ausgesetzt sind. So seien insgesamt 94 Prozent aller Befragten einem hohen Risiko ausgesetzt, finanzielle Verluste durch „Stranded Assets“ zu verzeichnen. Stranded Assets bezeichnen Immobilien, deren schlechte Nachhaltigkeit langfristig nicht mehr tragbar sind und die dadurch Wertverluste erleiden.
Mehr als jeder zweite gab an, dass mehr als 30 Prozent ihrer verwalteten Assets potenziell stranded seien, da sie ihren Wert wegen mangelnder Energieeffizienz eingebüßt hätten. Außerdem gab die Hälfte an, dass weitere 20 bis 40 Prozent ihrer Assets dem Risiko ausgesetzt sind, in den nächsten drei Jahren Stranded Assets zu werden.
Deswegen war sich die Mehrheit der Befragten auch einig, dass die Reduzierung dieses Risikos eine Priorität beim Management sei. Während 15 Prozent diese Priorität in ihren Management Teams als extrem hoch bewerteten, sprachen 59 Prozent von einer hohen Priorität und 26 Prozent von einer mittleren Priorität. Bei den Nutzungsarten gaben 29 Prozent an, dass Einzelhandelsobjekte das höchste Risiko hätten, gefolgt von 26 Prozent, die Industrieimmobilien angaben. Büros wurden von 13 Prozent als höchstes Risiko gesehen, Gesundheitsimmobilien von 10 Prozent und Wohnimmobilien von 9 Prozent der Befragten.
In der Sommerbefragung 2024 des ZIA-IW-Immobilienstimmungsindex (ISI) vom 21. Juni beobachtet das Institut der deutschen Wirtschaft (IW) zusammen mit dem Zentralen Immobilien Ausschuss (ZIA) eine Verbesserung der Stimmungslage am deutschen Immobilienmarkt. Gegenüber dem Vorquartal steigt die Einschätzung der Geschäftslage von 5,0 Punkten im Index auf 15,6 Punkte. Auch die Erwartungshaltung der befragten Immobilienunternehmen stieg von -2,9 Punkten auf 11,5 Punkte.
Das Immobilienklima steigt auf 13,6 Punkte, was nach Angaben des IW der beste Wert seit dem Angriff auf die Ukraine und die Zinssteigerungen im Jahr 2022 bedeutet. Die Gründe für das bessere Klima werden mit moderat sinkenden Bauzinsen, konstanten Bau- und Energiekosten sowie moderat rückkehrender Nachfrage angegeben. Obwohl die Lage nach wie vor herausfordernd sei, hoffe man auf ein Ende der zweijährigen Schwächephase.
In den Segmenten Handelsimmobilien und Wohnen verbessert sich die Lage jeweils deutlich, nur das Projektentwicklersegment fällt um 1,3 Punkte im Index. Dennoch habe sich auch hier die Erwartungshaltung verbessert. Die Sonderfrage dieser Umfrage betraf politische Maßnahmen zur Verbesserung der wirtschaftlichen Lage. Für knapp 59 Prozent der befragten Immobilienunternehmen ist dabei ein allgemeiner Bürokratieabbau der wichtigste Punkt, gefolgt von Verzicht auf neue und kostenerhöhende Vorgaben mit knapp 54 Prozent. Höhere Digitalisierung der Verwaltung wünschen sich knapp 40 Prozent der Befragten, niedrigere Steuerbelastung knapp 25 Prozent.