Ein historischer Schritt für die deutsche Wirtschaft: Am 18. und 23. März 2025 haben Bundestag und Bundesrat das 500 Milliarden Euro umfassende Sondervermögen verabschiedet, das künftig in die Infrastruktur des Landes fließen soll. Doch was bedeutet diese Entscheidung für die einzelnen Wirtschaftszweige und insbesondere für den Immobilienmarkt?
Das Sondervermögen wird vor allem in Verkehrsinfrastruktur, digitale Netze, die Energiewende und Klimaschutz investiert. Experten erwarten, dass die Ausgaben für Autobahnen, Brücken und Bahnhöfe die öffentliche und private Infrastruktur deutlich verbessern. Im Bereich Klimaschutz könnten die Investitionen in erneuerbare Energien und den Ausbau nachhaltiger Verkehrssysteme neue wirtschaftliche Chancen eröffnen. Auch die digitale Infrastruktur wird durch die Mittel gefördert, was Deutschland im internationalen Wettbewerb um Innovationskraft und Technologieführerschaft stärken könnte. Langfristig erwarten das DIW und das IfW Kiel, dass diese Maßnahmen die Wettbewerbsfähigkeit des Landes deutlich erhöhen. Nach Berechnungen des DIW könnte die Wirtschaftsleistung bereits 2026 um rund 1 % steigen, mit einer durchschnittlichen Wachstumsrate von über 2 % ab 2027. Das IfW rechnet im Jahr 2026 mit einem Wirtschaftswachstum von 1,5 % durch die zusätzlichen Ausgaben.
Das Sondervermögen könnte auch erhebliche Auswirkungen auf den Wohnimmobilienmarkt haben. Durch verstärkte Investitionen in die Infrastruktur könnten neue Entwicklungsgebiete entstehen, insbesondere in und um städtische Zentren, die durch verbesserte Verkehrsverbindungen besser erreichbar werden. Dies macht diese Regionen für Investoren und Bauunternehmen attraktiv. In wachstumsstarken Gebieten, die von den Infrastrukturprojekten profitieren, wird ein Anstieg der Nachfrage nach Wohnimmobilien erwartet. Trotz der positiven Aussichten gibt es auch Herausforderungen. Die hohen Investitionen in die Infrastruktur könnten die Produktionskosten für Bauunternehmen erhöhen, da eine gesteigerte Nachfrage nach Baumaterialien, Arbeitskräften und Maschinen entsteht. Dies kann zu höheren Preisen für Material und Arbeitskraft führen, was sich wiederum auf die Kosten für Neubauten auswirken würde. Zudem könnte der erhöhte Druck auf den Arbeitsmarkt im Bauwesen zu Engpässen bei Fachkräften und damit zu Verzögerungen bei Projektumsetzungen führen.
Die Finanzierung des Sondervermögens über die Ausgabe von Bundesanleihen könnte die Nachfrage nach Anleihen und damit die Renditen erhöhen. Dies würde zu einem Anstieg der Kapitalmarktzinsen führen und die Finanzierungskosten sowohl für den Staat als auch für Unternehmen und Kreditnehmer verteuern. Insbesondere Immobilienkäufer und Bauherren, die auf Fremdfinanzierung angewiesen sind, wären von höheren Zinsen betroffen oder sind es bereits. Denn der Markt hat diese Entwicklung zum Teil bereits antizipiert. Zudem könnte die expansive Fiskalpolitik aufgrund der hohen Staatsverschuldung und der damit verbundenen Ausgaben die Inflation anheizen. Das wiederum würde die Europäische Zentralbank (EZB) in ihrer geldpolitischen Flexibilität einschränken und die Möglichkeit weiterer Leitzinssenkungen erschweren. Dies wäre speziell für Immobilienkäufer und Investoren, die auf niedrige Zinsen angewiesen sind, eine Herausforderung.