Schon lange wird von der Politik gefordert, endlich effektive Maßnahmen zur Unterstützung der Wohneigentumsbildung in Deutschland zu ergreifen. Die Bundesbank hat nun in einer Studie berechnet, welche Auswirkungen unterschiedliche politische Maßnahmen auf die Wohneigentumsquote in Deutschland eigentlich haben könnten. Die Ergebnisse sind recht beeindruckend (Quelle: bundesbank.de).
Für die Studie hat die Bundesbank drei Experimente durchgeführt. Darin simulieren die Autoren drei Maßnahmen, die die Politik zur Eigentumsförderung ergreifen könnte.
1. Eine Senkung der Grunderwerbsteuer auf das Durchschnittsniveau der Vereinigten Staaten, wo die Wohneigentumsquote bei 65 Prozent und somit deutlich über den 45 Prozent in Deutschland liegt. Konkret bedeutet das, dass die Grunderwerbsteuer von aktuell durchschnittlich etwa fünf Prozent (sie schwankt je nach Bundesland derzeit zwischen 3,5 und 6,5 Prozent) auf 0,33 Prozent abgesenkt würde.
2. Die Einführung einer steuerlichen Abzugsmöglichkeit von Hypothekenzinsen für Eigennutzer. Aktuell profitieren lediglich Vermieter von steuerlichen Abzugsmöglichkeiten.
3. Das Ende des sozialen Wohnungsbaus und die Reduktion der Einkommensteuer um den dadurch eingesparten Betrag.
Alle drei Maßnahmen führen in den Modellen der Bundesbank dazu, dass die Quote der Wohneigentümer steigt – und zwar insbesondere in den mittleren Dezilen der Vermögensverteilung, also in der Mittelschicht. Den stärksten Effekt hätte demzufolge die Senkung der Grunderwerbsteuer, von der das dritte bis neunte Vermögensdezil profitieren würde. Eine Kombination der drei Maßnahmen könnte der Studie zufolge dazu führen, dass die Wohneigentumsquote in Deutschland von derzeit 45 auf 58 Prozent steigen würde.
Das gesamte Nettovermögen deutscher Haushalte würde sich durch die Maßnahmen um elf Prozent erhöhen, schreiben die Studienautoren. Wenn mehr Haushalte in Wohneigentum investieren würden, würde das letztendlich auch die Vermögensungleichheit in Deutschland reduzieren, heißt es weiter. Diese ist in Deutschland vergleichsweise hoch, was der Bundesbank zufolge durch den beträchtlichen Vermögensunterschied zwischen Eigentümern und Mietern einen engen Zusammenhang mit der hiesigen niedrigen Wohneigentumsquote hat – von allen OECD-Ländern liegt die Eigentumsquote nur in der Schweiz noch niedriger.
Die Studie der Bundesbank ist deshalb so interessant, da die durchgespielten Maßnahmen zur Eigentumsförderung größtenteils realistische Umsetzungschancen haben und in ähnlicher Form auch schon häufig gefordert wurden. Einzig das Ende des sozialen Wohnungsbaus scheint angesichts der gesellschaftspolitischen Situation praktisch nicht durchsetzbar; eine Senkung der Grunderwerbsteuer oder steuerliche Begünstigungen wären grundsätzlich aber vorstellbar und stehen teilweise zumindest auf der politischen Agenda. Die Bundesbank-Studie jedenfalls macht klar, dass eine Umsetzung solcher Maßnahmen höchst effektiv wäre.