Die Debatte, ob auf dem deutschen Wohnungsmarkt eine Preisblase droht, schon entstanden ist oder sogar bald platzen wird, beschäftigt die Öffentlichkeit bereits seit Jahren. Warnungen, dass Gefahren bestehen könnten, gibt es immer wieder – gleichzeitig wird aber jedes Mal eingeräumt, dass eine Blase aktuell nicht in Sicht sei. So geschah es auch kürzlich wieder, als die Bundesbank ihren aktuellen Finanzstabilitätsbericht präsentierte (Quelle: www.haufe.de).
Um 15 bis 30 Prozent überbewertet seien Wohnimmobilien in deutschen Städten 2018 gewesen, heißt es im Bericht, und dass manche private Haushalte und Banken bei der Einschätzung der Preisentwicklung „den Trend der Vergangenheit zu optimistisch in die Zukunft fortschreiben“ (Quelle: www.bundesbank.de). Doch an anderer Stelle im Bericht wird festgehalten, dass es derzeit „keine Hinweise auf eine Spirale aus stark steigenden Wohnimmobilienpreisen, übermäßig steigenden Wohnimmobilienkrediten und erodierenden Kreditvergabestandards“ gibt. Auch Bundesbank-Vizepräsidentin Claudia Buch zufolge ist eine kreditgetriebene Spekulationsdynamik nicht zu sehen.
Zuvor hatten im Sommer 2019 das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) und Empirica vor einer erhöhten Blasengefahr am Wohnimmobilienmarkt gewarnt. Allerdings machte auch das DIW zugleich darauf aufmerksam, dass die unauffällige Kreditvergabe und die lange durchschnittliche Zinsbindung bei Immobilienkrediten Anhaltspunkte für eine solide Finanzierungsgrundlage und gegen eine Preisblase seien (Quelle: www.haufe.de).
Es ist jedenfalls auch nicht damit zu rechnen, dass sich eine der Grundlagen für die Immobilienpreisentwicklung der vergangenen Jahre – eine erhöhte Wohnraumnachfrage bei zu geringem Angebot – so bald umkehren könnte. Denn der Wohnungsbau kommt in Deutschland nach wie vor nicht in Schwung. In den ersten drei Quartalen 2019 wurden Baugenehmigungen für 1,9 Prozent weniger Wohnungen als im Vorjahreszeitraum erteilt (Quelle: www.destatis.de). Bereits 2018 war die Zahl der Baugenehmigungen zurückgegangen. Diese abnehmende Tendenz gilt auch für die besonders nachgefragten Metropolen wie beispielsweise Berlin, wo zwischen Januar und September 2019 10,7 Prozent weniger Wohnungen genehmigt wurden als im Vorjahreszeitraum.
Von der Zinsentwicklung scheinen ebenfalls erst einmal keine größeren Gefahren auszugehen. Während man im vergangenen Jahr noch dachte, dass das historische Zinstief bereits überschritten sei, befinden sich die Zinssätze für Baukredite aktuell sogar wieder im Sinkflug, seit die Europäische Zentralbank signalisiert hat, dass der Leitzins länger auf dem derzeitigen niedrigen Niveau bleiben soll. Im September 2019 wurden der Bundesbank zufolge im Schnitt 1,24 Prozent Zinsen für Wohnungsbaukredite mit mehr als zehnjähriger Zinsbindung erhoben. Im September 2018 lag der entsprechende Zinssatz noch bei 1,94 Prozent (Quelle: www.bundesbank.de).