Die Immobilien- und Mietpreise haben eine sehr lange Wachstumsphase hinter sich. Nach Angaben der Bank für Internationalen Zahlungsausgleich sind die nominalen Hauspreise zwischen 2012 und 2022 weltweit um durchschnittlich 5,4 % pro Jahr gestiegen. Mit Beginn der COVID-19-Pandemie, dem anschließenden Ausbruch des Krieges in der Ukraine sowie den damit einhergehenden Rekordinflationsraten vor allem in Europa und den USA wurde dieser Trend jedoch zwischenzeitlich gestoppt. Nach Angaben des Verbands deutscher Pfandbriefbanken (vdp) sind die Immobilienpreise in Deutschland im dritten Quartal 2022 erstmals seit mehr als zehn Jahren wieder gesunken.
Doch wie geht es weiter? Im Rahmen einer aktuellen Umfrage des Economic Experts Survey (EES) des ifo Instituts und des Instituts für Wirtschaftspolitik (IWP) wurden Wirtschaftsexpertinnen und -experten zu ihren Erwartungen bezüglich der Immobilienpreise befragt. Insgesamt nahmen 1.405 Ökonominnen und Ökonomen aus 133 Ländern teil. Nach den Ergebnissen der aktuellen Umfrage rechnen die Befragten in den nächsten zehn Jahren weltweit mit einer Erholung des Immobilienklimas und einem starken Anstieg der Immobilienpreise.
Im weltweiten Durchschnitt wird mit einer jährlichen nominalen Steigerungsrate von 9 % gerechnet. Zwischen den einzelnen Nationen sehen die Fachleute jedoch zum Teil starke Unterschiede in der erwarteten Preisentwicklung, so auch innerhalb Europas. Für die Immobilienwerte in West- und Nordeuropa werden moderate Wachstumsraten von 6,4 % bzw. 9,9 % prognostiziert. Für Deutschland wird eine Steigerungsrate von 7,2 % geschätzt, womit das Land leicht über dem westeuropäischen Durchschnitt liegen würde.
In Ost- und Südeuropa könnte die Preisentwicklung etwa dreimal so stark ausfallen. Für die osteuropäischen Staaten wird ein Preisanstieg von 14,9 % erwartet, für Südeuropa sogar 18,4 %.
Allerdings schätzen die befragten Ökonominnen und Ökonomen die wirtschaftliche Lage gerade in den Regionen mit stark steigenden Immobilienpreisen als kritisch ein. So habe sich die Lage in Süd- und Osteuropa stark verschlechtert und auch in Westeuropa sei noch keine deutliche Besserung in Sicht. Lediglich den nordeuropäischen Staaten wird eine derzeitige wirtschaftliche Erholung attestiert.
Die weltweit höchsten Preissteigerungen für Immobilien könnten der Studie zufolge in Regionen wie Ostafrika oder Südasien auftreten. Dort seien Preissteigerungen von bis zu 20 % und mehr möglich. Auch für Südamerika, Zentralasien oder Nordafrika werden hohe Wachstumsraten zwischen 10 und 15 % prognostiziert.
Moderater dürfte die Preisentwicklung in Nordamerika, Ozeanien und Südostasien ausfallen. Dort sollen die Immobilienpreise jährlich zwischen 6 und 8 % zulegen. Die geringsten Wachstumsraten von rund 5 % werden für die Staaten Zentralafrikas erwartet.
Die Gründe für die unterschiedliche Entwicklung in den einzelnen Regionen liegen nach Ansicht der befragten Wirtschaftsexpertinnen und -experten auf der Nachfrageseite, das heißt, in einem verbesserten Lebensstandard und höheren Einkommen sowie in der Bevölkerungsentwicklung und veränderten Präferenzen hinsichtlich Wohnraum und Auslandsinvestitionen. Zu den angebotsseitigen Faktoren zählen demnach Aspekte wie Flächenrestriktionen, begrenzte Produktionskapazitäten und Renovierungskosten.
Die Immobilienpreiserwartungen hängen auch von den Inflationserwartungen ab. So zeigt sich ein starker Zusammenhang zwischen den regionalen kurz- und langfristigen Inflationserwartungen der Befragten und ihren Einschätzungen zur Immobilienpreisentwicklung in den nächsten zehn Jahren. Der reale Anstieg der Immobilienpreise könnte daher geringer ausfallen als die nominalen Werte.