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Mietenwachstum – Abwärtsspirale für niedrige Einkommensgruppen

01.

November 2018

Menschen mit geringeren Einkommen leiden deutlich stärker unter dem angespannten Wohnungsmarkt als Gutverdienende. So lautet das Ergebnis einer Studie der Humboldt-Universität zu Berlin in Kooperation mit dem University College London (Quelle: handelsblatt.com). Die Wissenschaftler hatten die Wohnkosten von 100.000 Menschen zwischen 1993 und 2013 verglichen, und waren zu einem aus ihrer Sicht überraschenden Ergebnis gekommen. Für die 20 Prozent am unteren Ende der Gehaltsskala stiegen die Wohnkosten in den untersuchten 20 Jahren von 27 Prozent des verfügbaren Einkommens auf 39 Prozent. Den umgekehrten Trend entdeckten sie bei der einkommensstärksten Gruppe – für die der Wohnkostenanteil von 16 auf 14 Prozent sogar sank (Quelle: tagesspiegel.de).

Mieten steigen flächendeckend, Metropolen verlieren an Dynamik

Ursache für diese Entwicklung ist nicht zuletzt die Reallohnentwicklung. Während das untere Fünftel 2013 effektiv acht Prozent weniger Einkommen zur Verfügung hatte als 1993, stiegen die Gehälter für Spitzenverdiener gleichzeitig um durchschnittlich sieben Prozent. Besserverdienende sind zudem deutlich häufiger Eigentümer ihrer Wohnungen, weshalb sie eher von sinkenden Zinsen profitieren, als durch steigende Mieten belastet zu werden. Dieser Trend wird durch die Immobilienpreisentwicklung verstärkt, wie der in dieser Woche veröffentlichte Wohn-Preisspiegel des Immobilienverbands Deutschland IVD für 2018/19 dokumentiert (Quelle: ivd.net). So sind die Mieten in Deutschland im Jahresvergleich um durchschnittlich 4,3 Prozent gestiegen. Während eine nach 1949 errichtete Wohnung 2017 noch 7,72 Euro pro Quadratmeter kostete, beträgt der Durchschnittswert in diesem Jahr 8,05 Euro. Dabei sank die Dynamik im Bestandssegment der Top-7-Städte sogar, obwohl der Zuwachs etwa in München von 4,0 auf 5,8 Prozent wieder anzog. In Berlin, das mit einer durchschnittlichen Quadratmetermiete von 10,50 Euro die günstigste Metropole bleibt, betrug das Wachstum noch 5 Prozent (5,3 Prozent in 2017). Auch in den mittleren Großstädten mit bis zu 500.000 Einwohnern verlangsamte sich das Wachstum bei Wohnungen mit mittlerem Wohnwert. Ein anderes Bild liefern die Klein- und Mittelstädte. Nachdem die Preise dort in den vergangenen Jahren noch stagnierten oder sogar zurückgingen, stiegen sie im vergangenen Jahr deutlich stärker als in anderen Städteklassen.

Eigentumserwerb sollte stärker gefördert werden

Das Mietpreiswachstum liegt damit weiterhin deutlich über der allgemeinen Teuerungsrate, der durchschnittliche Anteil der Mietkosten am verfügbaren Haushaltseinkommen steigt kontinuierlich. Dass deutschlandweit auch die Mieten im Neubausegment 2018 schneller angestiegen sind als im Vorjahr, zeigt, dass eine aktivere Wohnraumpolitik immer wichtiger wird. Gerade im unteren und mittleren Einkommensbereich drohen die Mietkosten zu einer relevanten sozialen Frage zu werden, weil die Neubauquote nicht ausreicht, um den Markt zu entlasten. Wie die Studie der Berliner Forscher zeigt, ist eine effektivere Förderung des Wohneigentumserwerbs nötig. Nur so ließe sich vermeiden, dass sich die Schere bei den Wohnkosten in der Gesellschaft weiter öffnet.

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