In den vergangenen Jahren ist die Zahl neu gebauter Wohnungen in Deutschland stetig gestiegen, doch bereits 2019 dürfte die Dynamik beim Neubau deutlich nachlassen. Das ist das Ergebnis einer aktuellen Prognose des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW Berlin) (Quelle: diw.de). Demnach soll das Neubauvolumen 2018 zwar noch einmal kräftig um acht Prozent steigen, aber schon im kommenden Jahr soll der Zuwachs auf vier Prozent sinken. Real, also unter Berücksichtigung der zunehmenden Baukosten, soll der Anstieg der Neubauinvestitionen 2018 rund fünf Prozent und 2019 sogar nur ein Prozent betragen. Problematisch ist die prognostizierte Stagnation des Wohnungsneubaus insbesondere, weil die Zahl der neu errichteten Wohnungen trotz der deutlichen Zuwachsraten der vergangenen Jahre aktuell immer noch deutlich zu niedrig ist. 2017 wurden schätzungsweise 300.000 neue Wohnungen errichtet, 2018 könnten es 320.000 werden (Quelle: spiegel.de) – doch dem Bundesbauministerium zufolge werden zur Deckung des Bedarfs in Deutschland jährlich bis zu 400.000 neue Wohnungen benötigt (Quelle: bundesregierung.de). Wenn das Wachstum beim Neubau nun ein Ende findet, bedeutet das, dass sich der Wohnraummangel gerade in den Großstädten künftig sogar noch verschärfen wird.
Das DIW weist in dem Zusammenhang darauf hin, dass die Zahl der genehmigten Wohnungsneubauten schon seit Sommer 2016 stagniert, 2017 dürfte sie sogar erstmals seit Jahren zurückgehen. Das führen die DIW-Forscher unter anderem auf die starke Auslastung der Bauwirtschaft, aber auch auf den Mangel von Bauland in nachgefragten Lagen zurück. Die Wissenschaftler fordern deshalb, dass die Politik ein stärkeres Augenmerk auf Nachverdichtung legen soll. „Die Aufstockung von Gebäuden, die Bebauung in zweiter Reihe und das Schließen von Baulücken bergen großes Potenzial, Wohnraum dort zu schaffen, wo die Nachfrage groß ist“, heißt es beim DIW. Das Wirtschaftsinstitut empfiehlt der Politik deshalb die Einführung von Investitionszulagen für Nachverdichtungsprojekte, um diese interessanter für Investoren zu machen. Aus der Immobilienwirtschaft werden jedoch immer mehr Stimmen laut, dass nicht das fehlende Interesse von Investoren an der Nachverdichtung das Problem ist, sondern die Schwierigkeit, entsprechende Projekte genehmigt zu bekommen (Quelle: sueddeutsche.de). Die Genehmigungsverfahren für Aufstockungen und Lückenschließungen gestalten sich demnach sehr komplex und langsam, was bereits zu einem deutlichen Rückgang der Baugenehmigungen für Nachverdichtungsmaßnahmen führt. Zwischen Januar und Oktober 2017 wurden bundesweit 21 Prozent weniger neue Wohnungen durch Baumaßnahmen an bestehenden Gebäuden genehmigt als im Vorjahreszeitraum (Quelle: destatis.de).