Der Wohnraummangel in Berlin ist weiterhin hoch. In der Bundeshauptstadt fehlen aktuell rund 145.000 Wohnungen, sagte Jürgen Allerkamp, Vorstandsvorsitzender der Investitionsbank Berlin (IBB), bei der Präsentation des neuen IBB-Wohnungsmarktberichts (Quelle: haufe.de). Trotz dieser großen Angebotslücke ist in Berlin die Zahl der Baugenehmigungen 2019 im Vergleich zum Vorjahr um sieben Prozent gesunken. Sowohl die Genehmigungen für neue Wohnungen in Mehrfamilienhäusern (-6,7 Prozent) als auch für Wohnungen durch Baumaßnahmen an bestehenden Gebäuden (-13,1 Prozent) gingen kräftig zurück (Quelle: statistik-berlin-brandenburg.de). In Berlin läuft der Wohnungsbau somit deutlich schleppender als im Rest der Bundesrepublik – in Deutschland insgesamt ist die Zahl der genehmigten Wohnungen 2019 nämlich gestiegen (Quelle: destatis.de).
Damit bestätigt sich ein negativer Trend in der Bundeshauptstadt, denn schon 2018 und 2017 war jeweils ein Rückgang der Baugenehmigungen in Berlin zu verzeichnen (Quelle: statistik-berlin-brandenburg.de). In den kommenden Jahren könnte sich diese Entwicklung sogar noch verstärken, da der Mietendeckel viele Investoren davon abhält, Kapital in den Berliner Wohnungsbau zu stecken. Auch IBB-Chef Allerkamp zufolge könnte der Mietendeckel dazu führen, dass Investoren das Interesse am Neubau in der Bundeshauptstadt verlieren. Er sieht Anreize für Investoren offenbar als notwendig an, um den Wohnungsbau in Berlin anzukurbeln: „Wir tun alles dafür, hier Voraussetzungen zu schaffen, um unter schwieriger werdenden Bedingungen Anreize zu setzen, damit unterschiedlichste Investoren hier ihren Beitrag leisten können.“ (Quelle: ibb.de).
Eine gute Nachricht immerhin lässt sich dem neuen IBB-Wohnungsmarktbericht entnehmen, denn offenbar ist die Zahl der Berliner Wohneigentümer in den vergangenen Jahren gestiegen. Zwischen 2014 und 2018 ist die Wohneigentumsquote um ein Fünftel auf 17 Prozent angewachsen. Berlin ist zwar nach wie vor überwiegend eine Mieterstadt, aber der Trend, dass die Bevölkerung zunehmend nach Wohneigentum sucht, ist klar erkennbar.
Ein Grund dafür ist sicherlich, dass die Mieten in den vergangenen Jahren kräftig gestiegen sind und die durchschnittlichen Haushaltseinkommen stark belasten. 40 Prozent der Mieterhaushalte in Berlin müssen mindestens 30 Prozent ihres Einkommens für die Bruttokaltmiete aufwenden. Die Mietpreisdynamik hat sich inzwischen jedoch etwas verlangsamt – 2019 verteuerten sich die Angebotsmieten im Mittel um 1,3 Prozent.
Die Kaufpreisentwicklung hingegen ist weiterhin von der hohen Nachfrage nach Wohneigentum geprägt. Im vierten Quartal 2019 lag der durchschnittliche Kaufpreis für Eigentumswohnungen 9,4 Prozent höher als im Vorjahreszeitraum. Wohnungskäufer zahlten im Schnitt (Neubau und Bestand) 4.777 Euro je Quadratmeter.
Ob sich die Preisentwicklung 2020 ähnlich gestalten wird, ist aufgrund der potenziellen Auswirkungen der Corona-Pandemie noch nicht abzusehen. Der Berliner Eigentumswohnungsmarkt war in den vergangenen Jahren jedoch von einer Angebotsknappheit geprägt, die sich auch in naher Zukunft kaum ändern wird, da die Zahl der genehmigten Neubaueigentumswohnungen (ohne Baumaßnahmen an bestehenden Gebäuden) 2019 im Vorjahresvergleich deutlich von 6.863 auf 3.655 Wohnungen zurückgegangen ist.