Während in zahlreichen deutschen Großstädten wie Berlin kommunale Wohnungsunternehmen von der Politik angetrieben werden, ihre Immobilienbestände aufzustocken, bringt das Institut der deutschen Wirtschaft (IW) Köln eine völlig entgegensetzte Idee in die Debatte um öffentlichen Wohnungsbestand ein. Der Immobilienexperte des IW Köln, Prof. Michael Voigtländer, schlägt in einer Studie vor, dass sich die Kommunen von ihren Wohnungsbeständen vollständig trennen sollten (Quelle: iwkoeln.de). Insgesamt 2,3 Millionen Wohnungen befinden sich Voigtländer zufolge vor allem in Großstädten in kommunalem Eigentum. Die Immobilien besitzen demnach einen bilanziellen Wert von fast 138 Milliarden Euro. „Mit einem Verkauf“, schreibt Voigtländer in der Studie, „könnten sich zahlreiche Kommunen auf einen Schlag entschulden oder zumindest ihre Schulden deutlich abbauen.“ Die Zinslast der Städte würde deutlich sinken und die Kommunen hätten Kapital zur Verfügung, um in neue Stadtviertel oder die soziale Infrastruktur zu investieren, etwa in den Ausbau von Kindertagesstätten oder den öffentlichen Personennahverkehr. Mit einem Verkauf der kommunalen Immobilienbestände könnten „die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen der Städte und damit schlussendlich die Lebensbedingungen“ der Bürger deutlich verbessert werden.
Das Gegenargument, dass kommunale Wohnungsunternehmen für einen bezahlbaren Wohnungsmarkt sorgten und deshalb sozialpolitisch wichtig seien, lässt Voigtländer nicht gelten. Denn einerseits, heißt es in der IW-Studie, vermieten viele kommunale Wohnungsgesellschaften zu ähnlichen Konditionen wie private. Andererseits ist demnach beispielsweise in Berlin nur ein geringer Anteil der Haushalte in Wohnungen kommunaler Gesellschaften bedürftig. So gelten dort lediglich 16,9 Prozent der kommunalen Mieter als armutsgefährdet, verfügen also über weniger als 60 Prozent des Median-Einkommens – in privaten Wohnungsgesellschaften trifft das dagegen auf mehr als jeden fünften Haushalt zu. Gleichzeitig verfügen mehr als 20 Prozent der Haushalte in kommunalen Wohnungen über mehr als 120 Prozent des Median-Einkommens. Deswegen, so deutet die Studie an, lässt sich nicht behaupten, dass kommunale Wohnungsgesellschaften besonders wichtig für Geringverdiener seien.Kritik an dem Vorschlag des IW Köln kommt vom Deutschen Mieterbund, aber auch aus der Immobilienwirtschaft. „Bei der Entscheidung, ob eine Kommune ihr Wohnungsunternehmen verkaufen sollte, sind kurzfristige Renditegedanken kein guter Ratgeber“, sagt Axel Gedaschko, Präsident des Bundesverbands deutscher Wohnungs- und Immobilienunternehmen (GdW) (Quelle: haufe.de). Auch die Politik setzt aktuell nicht auf den Verkauf der kommunalen Wohnungsbestände, im Gegenteil. Nicht nur stocken, wie eingangs bereits erwähnt, kommunale Wohnungsgesellschaften zum Beispiel in Berlin ihre Bestände derzeit auf. In Dresden wurde kürzlich sogar eine ganz neue kommunale Wohnungsgesellschaft gegründet, und auch in Bayern und Niedersachsen gibt es Pläne für neue städtische Gesellschaften (Quelle: immobilien-zeitung.de).