Die Nettovermögen deutscher Privathaushalte steigen weiter kräftig an, wie eine aktuelle Studie der Bundesbank festgestellt hat. Während das im Allgemeinen ein Grund zur Freude ist, bereitet ein anderer Trend eher Sorgen – denn das Vermögenswachstum ist in der Bevölkerung äußerst ungleich verteilt. Grund dafür ist vor allem die geringe Wohneigentumsquote in Deutschland. Eine besonders große Lücke der Verteilung der Haushaltsvermögen zeigt sich nämlich zwischen Wohneigentümern und Mietern (Quelle: www.spiegel.de).
Während das mittlere Nettovermögen von Immobilienbesitzern zwischen 2014 und 2017 um 37.200 Euro auf 277.000 Euro gestiegen ist, betrug das Medianvermögen von Mietern gerade einmal 10.400 Euro. Die Vermögensschere zwischen Eigentümern und Mietern wächst also beträchtlich, was insbesondere daran liegt, dass Mieter nicht von der Wertsteigerung von Immobilien profitieren. Die Statistik der Bundesbank zeigt, dass Wohneigentum einen hohen Stellenwert bei der Vermögensbildung einnimmt und dass die geringe Wohneigentumsquote in Deutschland zu einer Vergrößerung der Vermögensungleichheit führt.
Die Wohneigentumsbildung zu fördern und mehr Mietern ins Eigentum zu verhelfen wäre dementsprechend ein Beitrag zu einer gerechteren Vermögensverteilung. Doch die Wohneigentumsquote stagniert hierzulande seit vielen Jahren auf einem Niveau, das zu den niedrigsten in ganz Europa gehört. Während in Italien und Spanien 70 bis 80 Prozent der Haushalte in den eigenen vier Wänden leben, ist es in Deutschland nicht einmal die Hälfte. Der Bundesbank zufolge verfügen nur 44 Prozent der deutschen Haushalte über Wohneigentum, laut der aktuellen Einkommens- und Verbrauchsstichprobe des Statistischen Bundesamts sind es immerhin 47,5 Prozent (Quelle: www.faz.net).
Auch im europäischen Vergleich führt die niedrige Wohneigentumsquote hierzulande dementsprechend für große Ungleichgewichte. Die Europäische Zentralbank führt regelmäßig Studien über das mittlere Vermögen in den Euro-Ländern durch. Sowohl die Studie aus dem Jahr 2013 (Quelle: www.welt.de) als auch die jüngste Erhebung von Ende 2016 (Quelle: www.sueddeutsche.de) haben ergeben, dass das Medianvermögen im vermeintlich wohlhabenden Deutschland zu den geringsten aller Euro-Länder gehört.
Die auf Bundesebene regierende Große Koalition hat sich daher eigentlich vorgenommen, den Erwerb von Wohneigentum zu unterstützen und die Wohneigentumsquote zu erhöhen. Doch abgesehen vom Baukindergeld, dessen Nutzen von Ökonomen angezweifelt wird (Quelle: www.zeit.de), haben Union und SPD bisher noch keine entsprechenden Maßnahmen auf den Weg gebracht. Von einer Konkretisierung der im Koalitionsvertrag angekündigten KfW-Bürgschaft für Hauskäufer und -bauer war bislang noch nichts zu vernehmen, auch eine Reform der Grunderwerbsteuer lässt weiter auf sich warten.