Trotz stetig steigender Nachfrage werden in Deutschland noch immer zu wenige Neubauwohnungen geschaffen. Zu diesem Ergebnis kommt der aktuelle Report „Zuwanderung, Wohnungsnachfrage und Baubedarfe“ des Instituts der deutschen Wirtschaft Köln (IW). Der Report untersucht den Bedarf an Wohnraum in deutschen Städten vor dem Hintergrund der zunehmenden Flüchtlingsmigration nach Deutschland. Von der Unterversorgung mit Wohnraum sind vor allem die großen Metropolen betroffen, allen voran die Bundeshauptstadt Berlin. In keiner anderen deutschen Großstadt ist der Druck auf dem Wohnungsmarkt so groß. Nach Angaben des IW müssen bis zum Jahr 2020 in der Bundeshauptstadt mehr als 31.000 Wohnungen pro Jahr gebaut werden, um die zusätzlich ankommenden Flüchtlinge mit Wohnraum zu versorgen. Obwohl die Kluft zwischen Baubedarf und Bautätigkeit in Berlin bereits jetzt besonders groß ist und mit einer Verschärfung zu rechnen ist, wird jedoch weniger als ein Drittel der benötigen Wohneinheiten errichtet. Zuletzt wurden dort lediglich 9.000 Wohnungen pro Jahr fertiggestellt.
Zwar fehlen in Berlin die meisten Neubauwohnungen, die Hauptstadt hat aber nicht als einzige deutsche Metropole mit einer Unterversorgung von Wohnraum zu kämpfen. Allein München braucht nach den Berechnungen des IW 15.000 neue Wohnungen, Hamburg knapp 15.000 und Köln insgesamt 8.000 neue Wohneinheiten. Deutschlandweit müssen nach IW-Angaben bis zum Jahr 2020 rund 380.000 Wohnungen pro Jahr im Neubau entstehen. Dabei gehen die Forscher davon aus, dass mehr als die Hälfte des benötigten Wohnraums auf die großen Metropolen entfällt. Einen wesentlichen Antrieb dieser Entwicklung sehen sie in der starken Migrationsbewegung nach Deutschland. Obwohl derzeit der überwiegende Teil der in Deutschland lebenden Flüchtlinge in provisorischen Unterkünften untergebracht ist, werden viele von ihnen je nach Aufenthaltsstatus eine richtige Wohnung brauchen. Dadurch werden nach Angaben des IW pro Jahr zwischen 67.000 und 158.000 zusätzliche Wohnungen benötigt.
Auch mit der Annahme, dass die Zuwanderung durch Flüchtlinge ab dem Jahr 2017 abrupt beendet würde, müssten deutschlandweit in den Großstädten noch rund 31.000 Wohnungen neu errichtet werden. Denn die Ballungsgebiete bleiben darüber hinaus weiter attraktiv für die deutsche Bevölkerung.
Das zunehmend knapper werdende Angebot bei gleichzeitig steigender Nachfrage sorgt in der deutschen Hauptstadt bereits für hohe Mietpreise. Dabei belastet die monatliche Miete die Berliner sogar stärker als in anderen Großstädten wie Köln, Stuttgart oder Düsseldorf. Wie das IW herausstellte, sind die Mieten in Berlin im Verhältnis zur Kaufkraft deutlich höher als andernorts. Dies liegt daran, dass sie gerade in der Hauptstadt schnell und in besonders kurzer Zeit angestiegen sind. Das IW kommt zu dem Schluss, dass Wohneigentum aufgrund der niedrigen Zinsen deutlich erschwinglicher ist als Mieten und sich diese Entwicklung vor dem Hintergrund der noch immer ausbleibenden Neubauaktivität noch weiter verstärken wird.