Angesichts des Mangels an Bauland könnte der Wohnungsneubau in Deutschland mittelfristig zum Erliegen kommen. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie des Forschungsinstituts Prognos im Auftrag des Verbändebündnisses Wohnungsbau, dem unter anderem die IG Bau, der Bundesverband deutscher Wohnungs- und Immobilienunternehmen (GdW) und der Deutsche Mieterbund angehören (Quelle: www.handelsblatt.com). Demnach haben sich die Grundstückspreise in deutschen A- und B-Städten zwischen 2011 und 2017 im Durchschnitt fast verdoppelt. Gleichzeitig wechselten weniger Baugrundstücke den Eigentümer; vor allem in den Metropolen, wo die Verkäufe um etwa ein Drittel zurückgingen (Quelle: www.immobilien-zeitung.de).
Diese Entwicklung verteuert Neubauten deutlich. Für eine konservative Rendite mussten Investoren im Jahr 2011 noch eine Miete von mindestens elf Euro pro Quadratmeter verlangen – sechs Jahre später lag dieser Schwellenwert bereits bei 12,70 Euro. Der Prognos-Studie zufolge besteht dabei auch ein Zusammenhang zwischen den Baulandpreisen und der Tatsache, dass die Neubauziele der Politik seit Längerem verfehlt werden. So sei zwischen 2011 und 2017 der Wohnungsbestand trotz verstärkter Anstrengungen effektiv um 210.000 Wohnungen jährlich gewachsen. Die Bundesregierung beziffert den Bedarf an neu geschaffenem Wohnraum jedoch auf 375.000 Einheiten pro Jahr.
„Das Problem des bezahlbaren Wohnens ist längst in der Mitte der Gesellschaft angekommen“, zitierte die Immobilien Zeitung aus der Erklärung des Verbändebündnisses anlässlich der Veröffentlichung der Studie. Bezahlbares Bauland sei eine wesentliche Voraussetzung für bezahlbares Bauen – ohne das es kein bezahlbares Wohnen geben könne. Das Bündnis fordert deshalb von der Politik weitere Anstrengungen zur Baulandmobilisierung. So müssten Kommunen aktiv Bauland ausweisen beziehungsweise vorhalten und dürften dieses nicht im Höchstpreisverfahren vergeben. Gleichzeitig wiederholten die Verbände ihre Forderungen nach einer festen Quote im sozialen Wohnungsbau. Es sei nötig, mindestens 80.000 geförderte Wohnungen im Jahr fertigzustellen, um den Bedarf zu decken.
Ein weiterer Preistreiber sind indes seit Längerem die steigenden Baukosten. Ein Gutachten der Arbeitsgemeinschaft für zeitgemäßes Bauen für das Innenministerium Schleswig-Holstein liefert nun erstmals eine genaue Aufschlüsselung der einzelnen Kostenfaktoren (Quelle: www.kn-online.de). So verteuerten sich zwischen dem Jahr 2000 und dem Jahresende 2018 Rohbauten um 41 Prozent, die konstruktiven Teile von Ausbauten um 72 Prozent und technische Ausbauten sogar um 146 Prozent. Im selben Zeitraum seien zudem die Baunebenkosten um etwa zwei Drittel gestiegen. Verantwortlich für den Anstieg seien beispielsweise auch die gestiegenen energetischen und allgemeinen baurechtlichen Anforderungen.
Das Gutachten spricht sich deshalb gegen eine weitere Anhebung der Standards aus. Vielmehr sollten Nachweisverfahren zur Einhaltung der Vorgaben vereinfacht und eine stärkere Systematisierung von Planungsprozessen – etwa durch serielles Bauen und digitale Anwendungen – angestrebt werden (Quelle: www.schleswig-holstein.de).