In der Zukunft wird das Wohnen deutlich digitaler und smarter werden. Das ist ein – zugegeben nicht sehr überraschendes – Ergebnis der Studie „Wohntrends 2035“ des Bundesverbands deutscher Wohnungs- und Immobilienunternehmen GdW (Quelle: gdw.de). Wesentlich interessanter als diese Erkenntnis ist jedoch ein anderer Aspekt, mit dem diese Entwicklung einhergehen wird – nämlich die „Tendenz zur Polarisierung“ auf dem Wohnungsmarkt (Quelle: faz.net). So soll die Wohnungsnachfrage zukünftig von zwei Zielgruppen bestimmt sein. Auf der einen Seite steht die Gruppe der Einkommensschwächeren; der, wie es heißt, „Bescheidenen und Funktionalen mit einer hohen Preissensibilität“. Diese Gruppe präferiert kleinere und einfach ausgestattete Wohnungen. Auf der anderen Seite fragen die „Kommunikativen, Anspruchsvollen und Häuslichen“ eher Wohnungen nach, die eine hohe Qualität, moderne technische Ausstattung und gewisse Serviceangebote bieten. Kurz gesagt, bestimmen künftig insbesondere günstige Wohnungen einerseits und teurere Wohnungen andererseits den Markt. Die Mitte dagegen, die „Konventionellen“, sieht die Studie auf dem Rückzug.
Diese Polarisierung ist eine Zukunftsanalyse des Wohnungsmarktes, die sich an anderer Stelle schon heute beobachten lässt – nämlich in der Wohnungspolitik. Die aktuell von der Bundesregierung beabsichtigten Mietrechtsverschärfungen, also die Erweiterung der Mietpreisbremse sowie die Kürzung und Deckelung der Modernisierungsumlage, reihen sich ein in eine Vielzahl an mietpolitischen Initiativen der vergangenen Jahre. Der Mieterschutz steht seit Langem klar im Fokus der Politik – nicht nur im Bund, sondern auch in vielen Metropolen. In Berlin beispielsweise wird Wohnungspolitik einzig für Einkommensschwächere praktiziert, was sich etwa in Milieuschutzgebieten, Umwandlungsverboten und Verwaltungshürden für Neubau und Nachverdichtung äußert. Auf diese Weise wird das Wohnungsangebot in Berlin knappgehalten, was insbesondere denjenigen zugutekommt, die bereits über Wohneigentum verfügen, denn mit den steigenden Preisen wächst auch deren Vermögen. Die Mitte dagegen, also die Gruppe der Durchschnittsverdiener, hat das Nachsehen angesichts einer Politik, die in erster Linie die Einkommensschwächeren und indirekt auch die Vermögenden fördert.
Denn den Durchschnittsverdienern wird der Einstieg in Wohneigentum und damit eine wichtige Grundlage für die Vermögensbildung politisch erschwert. Wegen des knappen Angebots steigen die Kaufpreise, außerdem ist der Eigenkapitalbedarf aufgrund der insbesondere durch die Grunderwerbsteuer sehr hohen Erwerbsnebenkosten für viele Haushalte kaum zu stemmen. Zwar hat die Große Koalition das Baukindergeld eingeführt, doch ist dies Studien zufolge eher eine Förderung für diejenigen, die sie kaum brauchen (Quelle: accentro.de). In der Wohnungspolitik wird die Mitte der Gesellschaft also deutlich vernachlässigt. Ändert sich der politische Fokus nicht, ist die von der GdW-Studie „Wohntrends 2035“ prophezeite Polarisierung ein durchaus realistisches Szenario.