Aufgrund der Niedrigzinspolitik der Notenbanken sind die Zinsen für Immobilienkredite während der vergangenen Jahre fast stetig gesunken. Nachdem es kurzzeitig so aussah, als sei der Tiefpunkt bereits 2016 erreicht worden und dass sich Immobilienkäufer mittelfristig wieder auf höhere Kreditzinsen einstellen müssten, sank die Zinskurve 2019 unerwartet weiter und fand im März 2020 einen vorläufigen Tiefpunkt.
Für viele Privathaushalte liegt der effektive Jahreszins für ihre Immobilienkredite mit zehn oder 15 Jahren Zinsbindung mittlerweile bei weniger als einem Prozent. Zum Vergleich – 2011 lag der Zins im Schnitt noch zwischen vier und fünf Prozent (Quelle: interhyp.de). Doch wie geht die Zinsentwicklung weiter, auch und gerade angesichts der Corona-Pandemie und ihrer vielfältigen Auswirkungen?
Seit dem Tief Anfang März stieg der durchschnittliche Zinssatz für Kredite mit zehn Jahren Zinsbindung beim Kreditvermittler Interhyp bis Mitte April wieder leicht von 0,68 Prozent auf 0,83 Prozent an. Die Bauzinsentwicklung wird derzeit von mehreren Seiten beeinflusst – insbesondere natürlich durch den Leitzins der Europäischen Zentralbank, aber auch durch die Entwicklung der Renditen für Staatsanleihen.
Nachdem die Notenbanken sowohl in Europa als auch in den USA ihre Geldpolitik bereits im vergangenen Jahr wieder gelockert hatten, wurden diese Lockerungen angesichts der Corona-Pandemie noch einmal intensiviert, was grundsätzlich für niedrige Bauzinsen spricht. Andererseits sind aufgrund der globalen wirtschaftlichen Unsicherheiten und der hohen Kosten für die staatlichen Hilfsprogramme die Renditen für Staatsanleihen etwas gestiegen, was einen ansteigenden Effekt für die Bauzinsen nach sich zieht (Quelle: interhyp.de).
Im Resultat erwarten vom Kreditvermittler Interhyp befragte Kreditinstitute, dass es bei den Bauzinsen 2020 insgesamt eine Seitwärtsbewegung geben könnte, die Zinsen im Schnitt also weder stark fallen noch steigen. Zu rechnen ist zudem mit einer erhöhten Volatilität, also dass die Höhe der Bauzinsen etwas stärker schwankt als üblich (Quelle: immobilien-zeitung.de). Auch beim Finanzierungsvermittler Dr. Klein geht man sowohl von erhöhter Volatilität als auch von grundsätzlich sehr niedrig bleibenden Bauzinsen aus. Es könne demzufolge zwar sein, dass die Zinsen im Laufe des Jahres steigen könnten, doch der Anstieg werde aufgrund der weiter sehr lockeren Geldpolitik der Europäischen Zentralbank moderat ausfallen (Quelle: drklein.de).
Bei Interhyp betont man jedenfalls, dass potenzielle Immobilienkäufer der tagesaktuellen Zinsentwicklung nicht so viel Aufmerksamkeit schenken sollten. Wichtig ist insbesondere der Ausblick, dass sich die Bauzinsen weiterhin auf einem historisch betrachtet äußerst niedrigen Niveau bewegen werden, was Investitionen in Wohnimmobilien stark begünstigt.