Viele Beobachter sind sich einig, dass der deutsche Wohnungsmarkt bislang erstaunlich unbeschadet durch die Coronakrise gekommen ist. Dieser Einschätzung schließen sich nun auch die sogenannten Immobilienweisen des Zentralen Immobilienausschusses (ZIA) an (Quelle: www.zia-deutschland.de) – die nicht dafür bekannt sind, die Lage schönzureden. Im Gegenteil waren sie in den vergangenen Jahren häufiger mit Warnungen im Hinblick auf den Wohnungsmarkt aufgefallen.
2017 etwa sagte der ZIA-Gutachter Harald Simons voraus, dass „die Party“ auf dem Wohnungsmarkt vorbei sei. Auch 2018 prognostizierte Simons im ZIA-Frühjahrsgutachten einen Rückgang der Kaufpreise in einigen Metropolen (Quelle: www.zia-deutschland.de), der jedoch nicht eintrat. Stattdessen stiegen die Preise weiter. Umso bemerkenswerter ist nun, dass im gerade veröffentlichten ZIA-Herbstgutachten 2020 betont wird, dass sich der Wohnungsmarkt „von der Corona-Pandemie und ihren Folgen völlig unbeeindruckt“ zeige.
Die Gutachter stellen eine ungebrochene Nachfrage nach Eigentumswohnungen in den deutschen Städten fest. Auf Käuferseite sind demnach sowohl Selbstnutzer als auch Kapitalanleger weiter aktiv. Dabei haben die ZIA-Gutachter die Beobachtung gemacht, dass Immobilien häufig erworben würden, „um Vermögen in Krisenzeiten sicher anzulegen“.
Auch der Ausblick auf die weitere Marktentwicklung fällt im aktuellen Gutachten positiv aus. Selbst wenn die wirtschaftliche Gesamtentwicklung mittel- und langfristig auch auf den Wohnungsmarkt durchschlagen sollte, sei nicht mit drastischen Einbrüchen zu rechnen. Akteure auf dem Wohnungsmarkt sollten nicht in Panik verfallen: „Ein einfaches ‚Weiter so‘ ist zielführender“, schreiben die Gutachter.
Zu dieser positiven Einschätzung gelangen die Experten, weil die Preisentwicklung trotz Krise bislang ebenso dynamisch ausgefallen ist wie in den Vorjahren. Dem Gutachten zufolge waren Eigentumswohnungen in Deutschland im zweiten Quartal 2020 um zwölf Prozent teurer als ein Jahr zuvor. Der Preisanstieg fiel damit fast genauso stark aus wie im zweiten Quartal 2019, als sich Eigentumswohnungen im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 13 Prozent verteuert hatten.
Ein Grund für die anhaltend positive Preisentwicklung ist dem ZIA-Gutachten zufolge, dass die Zinsen auch aufgrund der Coronakrise voraussichtlich noch länger auf niedrigem Niveau verharren werden. Marktteilnehmer rechneten vermutlich damit, dass die Zinsen mindestens in den nächsten zehn Jahren nicht markant ansteigen würden. Niedrige Zinsen wirken positiv auf Immobilienpreise – weil Wohnungskäufer günstigere Kreditkonditionen erhalten und Investoren verstärkt nach Immobilien suchen, um Rendite erwirtschaften zu können.