Trotz deutlich gestiegener Wohnimmobilienpreise gibt es auf dem deutschen Immobilienmarkt keine Anzeichen für die Bildung einer Preisblase. Zu diesem Schluss kommt eine aktuelle Studie der Landesbank Baden-Württemberg (LBBW). Für die Zukunft rechnen die Studienautoren mit weiter steigenden Preisen, wenn auch in verminderter Geschwindigkeit (Quelle: www.lbbw.de).
Der LBBW zufolge sind die Kaufpreise für Wohnimmobilien in Deutschland im Jahr 2017 um durchschnittlich 8,3 Prozent im Vergleich zum Vorjahr gestiegen. Seit 2010 betrage der Preisanstieg inzwischen 48 Prozent. Doch einen Höhepunkt haben die Wohnungspreise noch nicht erreicht, wie die LBBW prognostiziert. Im europäischen Vergleich nämlich befänden sich die Preise in der Bundesrepublik noch immer auf einem moderaten Niveau. So seien die Preise beispielsweise in Großbritannien, Spanien oder Irland jahrzehntelang gestiegen, während sie in Deutschland im gleichen Zeitraum eher stabil geblieben seien. Seit 2010 gibt es demnach eine Aufholbewegung in Deutschland.
Von einer Blasenbildung kann der Studie zufolge dementsprechend keine Rede sein. Zu einer Immobilienblase gehören neben einer starken Preisentwicklung auch unvernünftig hohe Fremdkapitalanteile und eine deutlich verstärkte Kreditvergabe. Dies ist in Deutschland aber nicht der Fall, wie die LBBW aufzeigt. Demnach lag das Kreditwachstum in Deutschland am Ende des ersten Quartals 2018 bei 4,7 Prozent – und damit sogar unter dem langfristigen Durchschnitt von 4,8 Prozent seit 1982. Es gibt derzeit also nicht übermäßig spekulative Käufe auf Kredit.
Die Diskussion um die Entstehung einer Immobilienblase ist erst kürzlich wieder in den öffentlichen Fokus gerückt, als der Internationale Währungsfonds (IWF) in einem Bericht vor Preisblasen in deutschen Großstädten gewarnt hat (Quelle: www.spiegel.de). Der IWF fordert sogar eine verstärkte Überwachung der Preisentwicklung. Dabei kommt selbst die Bundesbank, auf deren Berechnungen sich der IWF beruft, zu dem Ergebnis, dass in Deutschland trotz steigender Preise keine Immobilienblase in Sicht ist.
Im IWF-Bericht wird darüber hinaus darauf aufmerksam gemacht, dass die Nachfrage nach Wohnimmobilien in Deutschland bei gleichzeitig zu geringem Angebot kräftig steigt. Demnach erhöht sich die Nachfrage dank wachsender Haushaltseinkommen, starker Zuwanderung und günstiger Zinsen, während das Angebot wegen strenger Bauvorschriften und geringer Baukapazitäten begrenzt bleibt. Der IWF empfiehlt daher Steuererleichterungen für Neubauten und eine Überprüfung der vorhandenen bau- und planungsrechtlichen Restriktionen, um eine Entspannung auf dem Wohnungsmarkt in Deutschland zu erreichen (Quelle: www.imf.org englisch, S. 22).