Als Tesla Ende November angekündigt hat, seine neue sogenannte Gigafactory im Berliner Umland bauen und zugleich ein Design- und Entwicklungszentrum in Berlin selbst errichten zu wollen, gab es ein paar Streitereien, wem dieser Erfolg denn nun zuzurechnen sei – dem Land Berlin oder dem Land Brandenburg. Das ist natürlich ein Wettbewerb politischer Eitelkeiten, der die entscheidende Nachricht nicht ernsthaft berührt, und die entscheidende Nachricht war und ist, dass die Metropolregion Berlin-Brandenburg hohe Anziehungskraft auf innovative Unternehmen mit starker Ausstrahlung auf Fachkräfte entfaltet. Kurz nach der Tesla-Erfolgsmeldung wurde Mitte Dezember mit der möglichen neuen BASF-Fabrik in der Lausitz ein weiterer Coup publik (Quelle: tagesspiegel.de).
Die Entscheidung ist noch nicht endgültig, aber der Chemiekonzern plant offenbar knapp eine halbe Milliarde Euro zu investieren, um in Brandenburg Bestandteile für Elektroautobatterien zu produzieren. Nicht zu vergessen ist darüber hinaus, dass Siemens 600 Millionen Euro investieren will, um im Berliner Westen ein ganzes Stadtquartier mit Büros, Industrieanlagen und Wohnungen zu errichten. Berlin und Brandenburg bereichern sich mit ihren unterschiedlichen Stärken gegenseitig, sodass es möglich ist, auch große Wirtschaftsansiedlungen für die Region zu gewinnen.
Auch das ist ein Grund, warum die Berliner Wirtschaft 2019 real um schätzungsweise zwei Prozent gewachsen ist, während die deutsche Wirtschaft insgesamt stagnierte (Quelle: morgenpost.de). Es ist das sechste Jahr in Folge, dass das Berliner Wachstum besser ausfällt als der Bundesschnitt. Dabei ist es nicht in erster Linie die Industrie, die für das starke Wachstum Berlins sorgt, sondern die Dienstleistungsbranche, vor allem in den Bereichen Information und Kommunikation, Finanz- und Versicherungsdienstleistungen sowie Gastronomie (Quelle: rbb24.de).
Die wirtschaftliche Stärke Berlins sorgt längst nicht mehr nur für steigende Wohnungspreise in der Bundeshauptstadt selbst, sondern auch in ihrem Umland – so wie Berlin und Brandenburg als Wirtschaftsregion zusammengehören, so hängen auch ihre Wohnungsmärkte zusammen. Der Verband Berlin-Brandenburgischer Wohnungsunternehmen (BBU) hat registriert, dass die Mietpreise bei Neuvermietungen 2018 im Speckgürtel mit einem Plus von 5,5 Prozent stärker stiegen als in Berlin selbst (plus 4,7 Prozent). Der durchschnittliche Mietpreis der BBU-Mitgliedsunternehmen war im Umland (6,74 Euro) aber nach wie vor geringer als in der Hauptstadt (7,80 Euro) (Quelle: berliner-zeitung.de).
Die wirtschaftliche Stärke Berlins und die hohe Anziehungskraft für junge sowie hochqualifizierte Menschen halten die Nachfrage nach Wohnraum in der Stadt und im Speckgürtel hoch. Weil der Wohnungsbau bereits jetzt nicht in ausreichendem Maße stattfindet und durch den geplanten Mietendeckel voraussichtlich zurückgehen wird, wird der Wohnungsmarkt in der Metropolregion an Anspannung auch 2020 und in den folgenden Jahren wohl kaum verlieren – trotz beziehungsweise gerade wegen der zunehmenden Regulierung.