Der Mangel an bebaubaren Flächen gilt gemeinhin als einer der wesentlichen Hinderungsgründe für die zügige Schaffung neuen Wohnraums. Insbesondere in den großen Ballungszentren wird deshalb auf Nachverdichtung und die Aufstockung bestehender Wohnhäuser gesetzt. Allein in Berlin, so Berechnungen der Senatsverwaltung, bestehe etwa ein Potenzial für bis zu 50.000 weitere Wohnungen auf heutigen Dächern (Quelle: www.berliner-zeitung.de). Dass entsprechende Maßnahmen ausreichendes Potenzial bergen, um den Wohnungsmangel auszugleichen, wird jedoch von einigen Experten bezweifelt.
Das kleinteilige Auffüllen reiche nicht aus, zitierte die Frankfurter Allgemeine Zeitung (FAZ) jüngst Prof. Michael Voigtländer, Leiter des Kompetenzfelds Immobilienmärkte beim Institut der Deutschen Wirtschaft (IW) in Köln (Quelle: www.faz.net). Ganz ohne die Mobilisierung von neuem Bauland ist der Wohnraummangel also kaum zu beheben – zudem gibt es in Berlin durchaus noch einige freie Flächen, die grundsätzlich für den Wohnungsbau nutzbar wären.
Bereits im Februar hatte der Tagesspiegel anhand fünf verschiedener Standorte exemplarisch aufgezeigt, dass große ungenutzte Areale der Deckung des Bedarfs nach 70.000 Wohnungen dienen könnten (Quelle: www.tagesspiegel.de). Viele dieser leer stehenden Gebäude und brachliegenden Freiflächen seien jedoch bis dato Gewerbegebieten zugeordnet, stünden unter Denkmalschutz oder sollten bereits seit Langem aktiviert und bebaut werden – bisher ohne Erfolg. Dass die Berliner Senatsverwaltung offenbar keinen Überblick über die genauen Brachflächen und entsprechende Potenziale habe, erschwert Neubauprojekte dem FAZ-Artikel zufolge weiter.
Eine Bestandsaufnahme, die eine Grundlage für etwaige Änderungen von Bebauungsplänen und ein besseres öffentliches Flächenmanagement bilden soll, legte die Behörde von Bausenatorin Katrin Lompscher erst kürzlich mit dem „Stadtentwicklungsplan Wohnen 2030“ vor (Quelle: www.tagesspiegel.de). Teil dessen ist etwa die Bebauung von bis zu 26 landeseigenen Kleingartenkolonien mit insgesamt etwa 7.000 Wohnungen – aufgrund bestehender politischer Zusagen jedoch nicht vor 2030.
Zeitnahe Abhilfe soll der Abbau des Bauüberhangs in Berlin bringen. Um den Bau bereits genehmigter Wohnungen zu beschleunigen, will die Senatsverwaltung die Bezirke dabei unterstützen, im konkreten Einzelfall den Grund für Verzögerungen zu ermitteln und aktiv zur Lösung beizutragen. Landeseigene Grundstücke sollten zudem schneller an Genossenschaften vergeben werden, was die Schaffung günstigen Wohnraums erleichtern werde, stellte Senatorin Lompscher im Geleitwort zum aktuellen Wohnungsmarktbericht 2018 der Investitionsbank Berlin in Aussicht (Quelle: www.ibb.de).
Ob dies jedoch schnell vonstattengehen kann, ist dem bereits zitierten Bericht der FAZ zufolge fraglich – die Zeitung griff mehrere Fälle auf, in denen das Land Berlin sich teils vor Gericht mit Eigentümern um die Umsetzung geplanter Projekte streitet (Quelle: www.faz.net). In den meisten Fällen führe dies zu jahrelangen Verzögerungen des Baubeginns.