Wenn es in den Medien oder in der Politik um das Thema Wohnen geht, dann wird häufig auf den starken Anstieg der Mietpreise in den vergangenen Jahren verwiesen. Nicht berücksichtigt wird dabei allerdings, dass auch die Löhne gestiegen sind – in weiten Teilen Deutschlands sogar stärker als die Mieten, wie eine aktuelle Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft Köln (IW) ergeben hat. Demnach sind in rund zwei Dritteln der deutschen Kreise und kreisfreien Städte die Mieten zwischen 2013 und 2017 erschwinglicher geworden (Quelle: www.iwkoeln.de).
Für die Studie hat das IW Köln die Entwicklungen der Durchschnittslöhne sowie der Mietpreise in allen 401 Kreisen und kreisfreien Städten miteinander verglichen. Wenn 26 Prozent des Nettoeinkommens für die Kaltmiete ausgegeben werden – was dem deutschen Mittel entspricht –, können sich demnach Arbeitnehmer in den meisten Regionen Deutschlands heutzutage mehr Wohnraum leisten als noch fünf Jahre zuvor.
Dieses Ergebnis gilt nicht nur für ländliche Gebiete oder kleinere Städte, sondern auch für einige Metropolen. So konnten sich Arbeitnehmer in Hamburg 2017 durchschnittlich 55,5 Quadratmeter Wohnraum leisten gegenüber 53,1 Quadratmeter im Jahr 2013 – ein Plus von 4,6 Prozent. In Frankfurt am Main erhöhte sich der leistbare Wohnraum um 2,0 Prozent, in Köln um 1,4 Prozent und in Düsseldorf um 1,2 Prozent. In München dagegen verteuerte sich das Wohnen zur Miete im Vergleich zur Einkommensentwicklung um 6,1 Prozent. Auch in Berlin hat sich die Erschwinglichkeit verringert, allerdings nur leicht. Während sich im Jahr 2017 Arbeitnehmer in der Bundeshauptstadt 59 Quadratmeter Wohnraum leisten konnten, waren es 2013 noch 59,5 Quadratmeter.
Die Ergebnisse der Studie stehen somit im Widerspruch zum öffentlichen Tenor, demzufolge die Bezahlbarkeit des Wohnens in Deutschland immer weiter nachlasse und die Mieten insbesondere in den Ballungsgebieten kaum mehr erschwinglich seien. Zwar sind die Mieten in den vergangenen fünf Jahren tatsächlich gestiegen, doch hat die Einkommensentwicklung im selben Zeitraum mehr als Schritt gehalten.
Trotzdem hält die Politik ihren Fokus auf das Mietrecht weiter aufrecht, wie die kürzlich beschlossene Verschärfung der Mietpreisbremse sowie die Kürzung der Modernisierungsumlage zeigen (Quelle: www.haufe.de). Dabei dürfte es insbesondere der Wohnraummangel beziehungsweise der schleppende Wohnungsbau sein, der für höhere Mietpreise sorgt. So geht beispielsweise der Ökonom Lars Feld, einer der fünf Wirtschaftsweisen, aufgrund des nach wie vor zu geringen Angebots bei immer noch hoher Nachfrage weiter von steigenden Mieten vor allem in den Ballungszentren aus (Quelle: www.faz.net).
2018 jedenfalls ließ sich in den Ballungsregionen bereits ein kräftiges Mietpreiswachstum verzeichnen. Eine Auswertung des Portals Immowelt hat der Frankfurter Allgemeinen Zeitung zufolge ergeben, dass in den ersten drei Quartalen des vergangenen Jahres die Angebotsmieten in Berlin um zwölf Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum gestiegen sind. Auch in den anderen Metropolen erhöhten sich die Angebotspreise demnach um mindestens drei Prozent.
Mieter wird diese Entwicklung weniger freuen, für Kapitalanleger dagegen sind die steigenden Mietpreise sowie das angesichts der erhöhten Erschwinglichkeit noch vorhandene Wachstumspotenzial gute Nachrichten. Wohneigentümer können somit einer soliden Rendite sowie einer stabilen Preisentwicklung entgegensehen.