Städte und Quartiere

Wohnungsmangel treibt Mietpreise im Berliner Speckgürtel

17.

September 2020

Die hohe Nachfrage nach Wohnraum in Berlin wirkt sich immer stärker auf die umliegenden Landkreise aus. Diesen Schluss erlaubt eine aktuelle Analyse der Online-Plattform Immowelt (Quelle: www.immowelt-group.com). Demnach stiegen die Mieten im Umland der Bundeshauptstadt in den ersten sechs Monaten dieses Jahres um bis zu 17 Prozent – und damit deutlich stärker als im Durchschnitt der östlichen Bundesländer. Um die Entwicklung der Neuvertragsmieten zwischen Dresden und Rostock zu vergleichen, hatte der Online-Vermittler Angebote für Wohnungen zwischen 40 und 120 Quadratmeter in 76 Städten und Landkreisen der östlichen Bundesländer ausgewertet.  

Verzerrungen durch den Mietendeckel in Berlin

Dabei förderte die Analyse einen klaren Hauptstadteffekt zutage: Im gesamten Ballungsraum Berlin, der der gängigen Definition nach etwa 4,7 Millionen Einwohner umfasst, sind die Mieten im ersten Halbjahr 2020 weiter gestiegen. Diese Entwicklung geht eindeutig von der Stadt selbst aus, wo die Mieten – natürlich auf höherem Niveau als im Speckgürtel – selbst während der Corona-Pandemie noch einmal um vier Prozent zulegten.

Eine detaillierte Betrachtung (Quelle: www.immowelt-group.com) der einzelnen Bezirke zeigte jedoch bereits im Juni eine klare Differenzierung: Einerseits hat der im Februar 2020 in Kraft getretene sogenannte Mietendeckel aufgrund der in den Vorjahren deutlich gestiegenen Mieten einen negativen Nachholeffekt in Gang gesetzt, woraufhin in 19 von 23 Bezirken die Mietpreise zurückgingen. Gleichzeitig stiegen jedoch die Neuvertragsmieten in ab 2014 fertiggestellten Neubauten, die von der gesetzlichen Kappung ausgenommen sind, rasant um 17 Prozent. Unter dem Strich bleibt so noch immer die berlinweite Steigerung von vier Prozent. Dies zeigt einmal mehr, dass sich die Befürchtungen von Experten bewahrheiten und der politische Eingriff den Ausgleich zwischen Angebot und Nachfrage zunichtemacht – mit der Folge entsprechender Verzerrungen.  

„Preisrallye“ Im Umland

Die dadurch entstandene Unsicherheit für Vermieter und Mieter, die erst ein Urteil des Bundesverfassungsgerichts zum Mietendeckel beheben wird, wirkt sich nun immer deutlicher auf das Umland aus. Die Immowelt-Experten erkennen mancherorts eine echte „Preisrallye“, so zum Beispiel im Landkreis Dahme-Spreewald, wo die Angebotsmieten im ersten Halbjahr 2020 auf durchschnittlich elf Euro pro Quadratmeter stiegen. Folglich sind die Preise dort um 17 Prozent geklettert, was dem höchsten Anstieg in den gesamten östlichen Bundesländern in diesem Zeitraum entspricht.

Einzige Ausnahme in der Liste von Landkreisen und Städten mit klaren Mietsteigerungen bildet die brandenburgische Landeshauptstadt Potsdam: Nach zuletzt deutlichen Preissprüngen stellte Immowelt dort eine Preiskorrektur von etwa neun Prozent fest. Dieser Effekt dürfte aber nicht von langer Dauer sein, schließen die Experten – denn mit der Errichtung der europäischen „Giga Factory“ des Elektroautoherstellers Tesla in Grünheide und den dortigen 10.000 Arbeitsplätzen kommt ein weiterer Nachfrageanstieg auf die Hauptstadtregion zu. Entsprechend stiegen im betroffenen Landkreis Oder-Spree die Mieten bereits um drei Prozent.

(Quelle: www.immowelt-group.com, www.immowelt-group.com)

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