Die Bezahlbarkeit des Wohnens ist seit einigen Jahren eine der prägenden gesellschaftlichen und politischen Debatten in Deutschland. Weil die Miet- und Kaufpreise insbesondere in den Großstädten und Ballungsregionen stark angestiegen sind, greift die öffentliche Hand zunehmend durch Maßnahmen wie die Mietpreisbremse oder den Mietendeckel in den Wohnungsmarkt ein. Doch ein Blick ins Ausland zeigt, dass die Wohnkosten in Deutschland gar nicht übermäßig hoch, sondern sogar verhältnismäßig niedrig sind – und dementsprechend noch Steigerungspotenzial hat. Das ist das Ergebnis einer neuen Studie von Deloitte, die Miet- und Kaufpreise in Europa verglichen hat (Quelle: www.haufe.de).
Der Studie zufolge sind Eigentumswohnungen erschwinglicher als in vielen anderen europäischen Ländern. Während eine Wohnung mit 70 Quadratmetern in Deutschland im Schnitt fünf Bruttojahreseinkommen kostet, liegt der Wohnungspreis in Großbritannien bei 9,4 Bruttojahreseinkommen. In Tschechien muss man sogar 11,2 Jahre lang sein Bruttoeinkommen sparen, um sich eine entsprechend große Eigentumswohnung leisten zu können (Quelle: www2.deloitte.com).
Seit 2015 sind die Preise für Eigentumswohnungen in 15 der 16 von Deloitte untersuchten europäischen Länder gestiegen – lediglich in Italien befinden sich die Kaufpreise leicht im Rückgang. Die jährliche Preissteigerung in den untersuchten Ländern beträgt seit 2015 im Schnitt fünf Prozent und entspricht damit der Preissteigerungsrate für deutsche Eigentumswohnungen im Jahr 2018. Spitzenreiter beim Preiswachstum war 2018 Tschechien mit einer Rate von 16,8 Prozent. Danach folgen Ungarn (13,7 Prozent) und die Niederlande (9,3 Prozent).
Auch die Mietpreise sind selbst in den deutschen Metropolen günstiger als in vielen anderen europäischen Städten. Sogar München, mit im Schnitt 10,50 Euro je Quadratmeter die teuerste Stadt in Deutschland, findet sich im Deloitte-Vergleich nicht unter den Top 20 in Europa wieder. Spitzenreiter sind Paris (27,80 Euro) sowie die norwegischen Städte Oslo (25,30 Euro) und Trondheim (21,30 Euro). Aber auch Städte in Großbritannien, Spanien, Polen, Dänemark, Italien, den Niederlanden und Tschechien befinden sich im Ranking vor der teuersten deutschen Stadt. Das vergleichsweise günstige Mietniveau in deutschen Großstädten sieht Deloitte als Indiz dafür, dass hierzulande mit einer weiter steigenden Mietpreisentwicklung zu rechnen ist.
Eine europäische Immobilienblase kann Deloitte jedenfalls nicht erkennen. Da in naher Zukunft keine starken Zinssteigerungen zu erwarten sind und in den untersuchten europäischen Ländern keine übermäßige Kreditaufnahme zu beobachten ist, ist der Studie zufolge mit einer Spekulationsblase derzeit nicht zu rechnen.